Big Scenic Nowhere – The Long Morrow

| 13. Januar 2022 | 0 Comments
Big Scenic Nowhere

(c) Big Scenic Nowhere

Die gewaltige Wüsten-Sause „Vision Beyond Horizon“ vor zwei Jahren war nur der Anfang. Bereits im November 2019 jamte das aktuelle, recht lose Band-Line-up von Big Scenic Nowhere um aktuelle und ehemalige Mitglieder von Yawning Man, Mos Generator und Fu Manchu drei Tage lang und packte stundenweise Material auf unzählige Tapes. Einen Auszug gab es bereits im Oktober 2020 in Form der EP „Lavender Blues“ zu hören, nun folgt der Löwenanteil. „The Long Morrow“ beruht überwiegend auf diesen Live-Jams und erhielt nur ein paar Overdubs und Edits in weiterer Folge.

Auf der A-Seite tummeln sich die kurzen, treibenden Tracks. „Defector (Of Future Days)“ eröffnet mit einem manischen Basslauf, hymnischem Gesang und einem feinen Riff, das wie aus dem 90s-Desert-Lehrbuch klingt. Es sind einfachste Mittel, mit denen Big Scenic Nowhere arbeiten, und das Ding geht passenderweise sofort in die Ohren. Für „Murder Klipp“ bemüht man mehr Heavyness, geht schwerfällige Umwege und reichert den Song zuweilen mit süffigen Gitarren an, die in „Lavender Bleu“ eine fast schon meditative Space-Psych-Atmosphäre erzeugen. Die Kollision zwischen bleierner Eruption und Retro-Schimmer kommt gut. Schließlich mimt „LeDu“ den ruppigen Stoner-Punker, fast schon noisig und doch richtig schön süffig. Der konstante Fluss, das wiederholte Aufbrechen der verknappten Struktur unterhalten.

Der Titelsong nimmt hingegen die komplette B-Seite ein. Für „The Long Morrow“, so die Band, spielte man sich 30 Sekunden ein, fand das Leitmotiv und tauchte erst eine halbe Stunde später wieder auf. Die Album-Version wurde auf knapp 20 Minuten verkürzt und bringt dennoch den Jam-Aspekt der Platte auf den Punkt. Spielerisch hangeln sich Big Scenic Nowhere von Welle zu Welle, wobei vor allem die ellenlangen Solo-Passagen für Aufsehen sorgen. Gastbeiträge von Reeves Gabrels (u. a. The Cure, David Bowie) und Per Wiberg (Spiritual Beggars) lassen den Song immer weiter eskalieren. Hier wird zudem ein gewisses Desert-Psych-Faible deutlicher denn je hervorgekehrt, wobei die verspielte zweite Hälfte einen willkommenen Kontrast zur Heavyness des ersten Abschnitts formt.

Zwei nahezu komplett unterschiedliche Seiten der Stoner-Medaille ergeben ein mächtiges Wunderwerk. „The Long Morrow“ ist hörbar ein Jam-Produkt, auch wenn die A-Seite im Vergleich noch so kompakt und direkt wird. Geschickt wurden einzelne Songs aus ellenlangen Sessions rausgeschnitten und umarrangiert, ergeben mächtige bis monolithische Leckerbissen, die zugleich den nötigen Punch mitbringen. Kompakter Stoner Rock, Desert-Heavyness, Psych-Ausdauer und sympathischer Wahnsinn dazwischen von Szene-Veteranen: Big Scenic Nowhere setzen die Serie hochkarätiger Releases fort. Bedenkt man jetzt noch, dass dies die erste echte gemeinsame Jam-Session in diesem Line-up war, dann darf man für die Zukunft einiges erwarten.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.01.2022
Erhältlich über: Heavy Psych Sounds Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/bigscenicnowhere

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Category: Magazin, Reviews

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