Labirinto – Divino Afflante Spiritu

| 4. Februar 2019 | 0 Comments
Labirinto

(c) Fernando Yokota

Die filigrane Instrumental-Kunst von Labirinto warf zehn Releases in den letzten 13 Jahren ab, wobei aktuell ‚erst‘ das dritte Studioalbum erscheint. Tatsächlich scheinen die Brasilianer fast ununterbrochen an neuem Output zu arbeiten, mit „Gehenna“ waren sie auch verdient endgültig in Europa angekommen. Auf „Divino Afflante Spiritu“ treiben die Eckpfeiler der südamerikanischen Post-Rock-Landschaft ihren durchaus metallischen Sound nun neuen Höchstleistungen entgegen.

„Agnus Dei“ markiert sogleich eine Premiere: Erstmals nahmen Labirinto einen kompletten Song mit Vocals auf, zuvor arbeitete man ausschließlich mit Samples. Für dieses mitreißende Unterfangen konnte das Quintett Elaine Campos, ihres Zeichens brasilianische Punk- und Crust-Ikone, gewinnen. Der obendrein angenehm schroffe, an die wütende Seite der Band Isis erinnernde Track erhält durch Campos‘ aggressive Growls eine herrlich zerstörerische, brachiale Note, die sogar ein wenig gen Sludge trägt. Dieses Experiment ist ohne Frage gelungen und schreit (bzw. growlt) förmlich nach einer Fortsetzung.

Aber auch hinter diesem Nackenschlag machen die Brasilianer eine verdammt gute Figur. Schnell erweist sich „Eleh Ha Devarim“ als eines der Highlights dieser Platte mit seinen wiederholten Mini-Sprints, die auf weit offene Klangflächen treffen. Der Titelsong „Divino Afflante Spiritu“ spannt hingegen den Bogen von klassischem Post Rock zu deutlich härteren Klängen, ohne jedoch auch nur einen Hauch seiner epischen Schönheit zu verlieren. Dem gegenüber stehen Zwischensprints wie „Penitência“, welche von emotionalem Kargland bis angedeuteten Thrash-Eskapaden alles mitbringen, und doch stets das Post-Präfix hochleben lassen.

Noch wütender, noch komplexer, noch präziser: Was sich in den letzten Jahren in punkto Potenzial mehrfach angedeutet hatte, wird auf „Divino Afflante Spiritu“ endlich erfolgreich umgesetzt. Durchgehend hochklassige Songs, ein gelungenes Experiment mit Vocals und das scheinbar spielend leichte Springen von nachdenklichem Post Rock zu metallischer Härte mit epischen Untertönen gelingt nahezu perfekt. Klar, 35 Minuten sind schon recht wenig, doch dafür weist das dritte Album der Brasilianer kein Gramm Fett zu viel auf. Labirinto haben endlich ihre erhoffte Top-Platte geschrieben. Der Rest ist Zugabe.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 08.02.2019
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Website: labirinto.mus.br
Facebook: www.facebook.com/labirintoband

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Category: Magazin, Reviews

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