The Tidal Sleep – Be Water

| 26. Mai 2017 | 0 Comments
The Tidal Sleep

(c) This Charming Man Records

Die faszinierende musikalische Entdeckungsreise von The Tidal Sleep geht endlich in die nächste Runde. Nach dem herausragenden „Vorstellungskraft“ und ähnlich starken Kleinformaten widmen sich die deutschen Nachbarn ihrem mittlerweile dritten Studioalbum und gehen den erwarteten Weg. Weiterhin tief im Post-Hardcore-Sektor verankert, nimmt das zuletzt angedeutete Faible für Spätneunziger-Emorock auf „Be Water“ eine noch wichtigere Rolle ein. Thrice und Konsorten lassen grüßen.

Zu Beginn scheint noch alles beim Alten geblieben zu sein. „Bandages“ gibt nach einem kleinen Intro Stoff und balanciert abermals geschickt zwischen rohen Emotionen, purer Verzweiflung und wohliger wie sperriger Härte – ein Konzept, das sich in „Spills“ fortsetzt und doch Platz für einen breiten Emorock-Part samt Klargesang lässt. Spätestens in „Sogas“ ist jedoch alles anders. The Tidal Sleep lassen ihren Hang zu Experimenten überhand gewinnen. Die fragile erste Hälfte des Songs zeigt die Band von ihrer nackten, ungekünstelt ehrlichen Seite. Auch wenn „Sogas“ noch explodieren mag, ist spätestens jetzt klar: Hier braut sich was zusammen.

In weiterer Folge geben sich Wellenbrecher, Emo-Exkurse und kleinere Experimente die Klinke in die Hand. Am besten ist das Quintett jedoch dann, wenn all das und noch viel mehr miteinander kollidiert. Die Zerrissenheit von „Changes“ bewegt und wühlt auf, zumal diese 160 Sekunden von vorne bis hinten gänzlich unberechenbar bleiben. Im abschließenden „Footsteps“ geht es, pun not intended, vielleicht einen Schritt zu weit. Emo-Understatement, weibliche Backings und melancholischer Minimalismus wagen einen zu großen Sprung – es fehlt an einem verbindenden Element.

Kleine Abzüge also in der B-Note mit einem Finale, das zu viel versucht, dafür eine Reihe an gewohnt bärenstarken Wellenbrechern („Undertows“, „Words“, „Collapses“) zwischendurch: „Be Water“ ist ein Schritt in die richtige Richtung, der rundherum beeindruckt. Die Mischung aus Dampfhammern und vertiefter Emotionalität stimmt, die Qualität bleibt hoch, das Bauchgefühl nickt ebenso wohlwollend. The Tidal Sleep gehen ihren Weg gekonnt weiter. Fast noch spannender als dieses dritte Album ist jedoch die Frage, was danach kommen wird.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 26.05.2017
Erhältlich über: This Charming Man Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/thetidalsleep

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Category: Magazin, Reviews

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