The Tidal Sleep – Vorstellungskraft

| 21. Juli 2014 | 0 Comments

The Tidal Sleep

Mit ihrem eponymen Debütalbum sowie Kleinformaten explodierten The Tidal Sleep vor zwei Jahren regelrecht. Die Mannheimer kombinieren Post-Hardcore und Emo-Flächen mit Post Rock und proggigem Shoegaze für einen intensiv-emotionalen und weitflächigen Sound, der an Bands wie Envy oder Cave In erinnert. Mittlerweile durch einen zweiten Gitarristen verstärkt, wagen sich die deutschen Nachbarn an ihren zweiten Longplayer „Vorstellungskraft“ – ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie man auf einem Erfolgsrezept aufbaut und die besten Zutaten in den Vordergrund kehrt.

Schlichtes Auftreten, vereinfachende Ideen, Reißbrett-Arrangements – all das ist die Sache von The Tidal Sleep nicht. Von der ersten Sekunde des Openers „Old Youth“ an, brennt das Quintett ein Feuerwerk ab. Laut, mächtig und doch zu jeder Zeit erhaben, tönt dieser erste Gewaltausbruch aus den Boxen, eine halbe Minute für die Ewigkeit, in weiterer Folge intensiviert und nur durch kleinere Zäsuren unterbrochen. Wie eine Hardcore-genordete Lawine an Emotionen überrollen diese drei Minuten; und doch sind sie bestenfalls ein kleiner Vorgeschmack auf das, was in der nächsten halben Stunde folgen wird.

Im direkten Abschluss räumt „Thrive And Wither“ ab, ein ungewohnt mächtiger, geradezu melodischer Song mit beängstigend epischer Gitarrenwand. „Smoke And Mirrors“ steht ebenso auf Harmonien, unterlegt diese mit vertrackten Grooves und einer feinen, kaum wahrnehmbaren Prise Thrice. Ebenfalls beklemmend schön: das Instrumentalstück „If You Build It…“. Geschickt im Herzen des Albums platziert, können The Tidal Sleep ihre offenkundigen Post Rock-Einflüsse hier ausleben – wie im Übrigen auch in der zweiten, finalen Hälfte des Rausschmeißers „Lined Skin, Rotten Hull“, ein den Hörer in mehreren Wellen überrollendes Bollwerk zwischen emoeskem Hardcore und stilvollem Shoegaze.

Rundherum und zwischendurch: Hits, Atmosphäre, atemberaubende Schönheit und blinde Zerstörungswut. „Vorstellungskraft“ beschreibt auf musikalischer Ebene das sinnige, filigrane Zusammenspiel von Ebbe und Flut, wiegt in Sicherheit, überrumpelt, droht zu ersticken und kehrt schließlich zurück zu rührender Idylle. Was The Tidal Sleep auf ihren bisherigen Releases andeuteten, wird auf Album Nummer Zwei nun Realität: Die Mannheimer sind mittlerweile zur Genre-Referenz-Größe geworden und sind bereit jene Lücken zu füllen, die durch prominente Bandauflösungen der letzten Jahre entstanden sind.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 25.07.2014
Erhätlich über: This Charming Man Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/thetidalsleep

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Category: Magazin, Reviews

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