Clowns – Lucid Again
So lange es auch dauerte, bis Clowns den Sprung nach Europa wagten, so aktiv zeigen sich die Australier nun und feuern neues Material im Akkord ab. Der punkige Sound mit Hardcore-Einflüssen rannte in den letzten Monaten offene Türen ein und führte das gemischte Quintett ohne Umwege auf die heißesten Clubbühnen des Kontinents. Nun also „Lucid Again“, das mittlerweile dritte Album der Aussies – ein weiterer Schritt Richtung Öffnung und Experimentierfreude.
Gewöhnlich können andere: Mehr denn je steuern Clowns gegen etwaige Erwartungen und klatschen Scheuklappen-Fetischisten zu Beginn den sechsminütigen Titelsong vor den Latz, der alles anders macht. Wer jetzt auf einen wilden, punkigen Husarenritt wartet, hat Pech gehabt. Die Australier bauen den Song langsam aber beständig auf, lassen zum Ende hin wütende Hardcore-Sounds zu, garnieren all dies mit einem abgedrehten Hair-Metal-Solo und streuen noch eine Prise Fucked Up drüber. Auch das folgende „Like A Knife At A Gunfight“ verharrt zwei Minuten lang in Warteposition, nur um schließlch wild um sich zu schlagen und den gesamten Punk-Esprit der Band aufs Parkett zu bringen.
Fortan wechselt sich wilder Gummitwist mit feiner Melodik und einem Hang zu kleineren Experimenten ab. „Destroy Ze Evidence“ geht ordentlich nach vorne, wirkt angenehm dreckig und ungewachsen – ein Club-Banger, Party-Hit, verschwitzter Abräumer und noch viel mehr. In „Pickle“ haben sich, etwas überraschend, dezente New-Wave-Einflüsse eingeschlichen, welche den Song auf unerwartet weiche Tücher betten. Wenn das abschließende „Not Coping“ nach peitschendem Hardcore-Punk-Start schließlich mehr und mehr versandet und minutenlang den großen Abgang samt ausgedehnten Instrumental und multiplen Finali teast, ist die Verwirrung perfekt.
Kompromisslos und ein wenig kaputt, mehr denn je: „Lucid Again“ steuert der großen Erwartungshaltung geschickt entgegen und erweitert den vertrauten Bandsound um ausladende, verworrene, zuweilen sogar leicht proggige Gesten. Clowns halten herzlich und hörbar wenig davon, auf der Stelle zu treten, und verlieren sich mehr denn je in komplexen Rock-Gesten, sind sich zugleich aber nicht zu schade, die Hardcore-Punk-Sau rauszulassen. Beide Welten kommen zu einer von vorne bis hinten unterhaltsamen dritten Platte mit Suchtfaktor zusammen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.04.2017
Erhältlich über: This Charming Man Records (Cargo Records)
Website: www.clownsband.com
Facebook: www.facebook.com/clownsband
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