Łinie – What We Make Our Demons Do

| 29. Juli 2015 | 0 Comments
Łinie

(c) Bad Kingdom Records

Vier Rocker und ein DJ – kann das gut gehen? Łinie aus Hamburg denken gar nicht erst über solche Banalitäten nach, sondern integrierten den in der Berliner Techno-Szene der 90er Jahre verwurzelten Alex Küßner als Elektroniker und Keyboarder in ihr Lineup. Gewissermaßen ist diese Idee symptomatisch für die nicht immer einfache Offenheit der deutschen Nachbarn. Das Debütalbum „What We Make Our Demons Do“ wurde nicht umsonst mit The Cure und Roadburn-Sound verglichen.

Es gibt viele Gründe die – vornehmlich anfänglich – gegen Łinie sprechen. Da wäre zum Beispiel der Spagat aus roher, leicht ranziger Stoner-Sludge-Produktion und dem wabernden Einsatz von Samples und Synthis. Jörn Wulffs Gesang ist ebenfalls eine Sache für sich, lässt Henry Rollins auf Robert Smith treffen und irgendwo im alternativen Nirvana versanden. Das ist bei den ersten Durchläufen, Gelinde gesagt, etwas zu viel des Guten. Aber dann…

…macht es plötzlich Klick: „Blood In Your Arms“, der eigentliche Opener, fügt sich mit einem Mal zusammen, wird von heftig zuckenden Gitarren, brachialer Gesangsakrobatik, einer Prise Drama und elektronischer Sinnsuche gen neue Bewusstseinsebene getragen. „The City“ hängt sich mit seinem manischen, leicht monotonen Riff an, schwingt sich im Refrain zur griechischen Tragödie auf und lässt Aristoteles‘ Lehre der Poetik auf die alte Tool-Schule treffen.

Dieser kuriose Eindruck, dieser Balanceakt zwischen den Stühlen zieht sich durch das gesamte Album und treibt zuweilen gar kuriose Blüten. In „Bearing Life“ hat Küßner seinen großen Auftritt, zimmert einen Hauch aus Industrial mit Nine Inch Nails-Elementen aufs Parkett und lässt, spät aber doch, Gitarren drüberlaufen. Krasses Gegenstück dazu ist das, abgesehen von einem kurzen Spoken-Word-Part, gar manisch rockende „Lake Of Fire“ – beides Variationen eines Themas, das sich durch eine dezidierte Allergie gegen Scheuklappen auszeichnet.

Anstrengend, ermüdend, ja sogar demoralisierend ist „What We Make Our Demons Do“ in seinen besten Momenten. Gerade das ist, auch wenn man es zunächst vielleicht nicht realisiert, die Stärke dieses Einstands. Łinie erweitern das gängige-Stoner-Sludge-Paradigma um eine Kaskade an krassen, sich von tiefstem Herzen widersprechenden Einflüssen, die auf wundersame Art und Weise miteinander harmonieren. Keine Kompromisse, kein doppelter Boden – die Hamburger rocken auf ihrem Debüt brachial nach vorne weg und überraschend immer wieder aufs Neue. Für „What We Make Our Demons Do“ lohnt sich jeder einzelne Geduldsfaden, denn diese Platte zahlt sämtliche verbrauchten Nerven gleich mehrfach zurück.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 31.07.2015
Erhätlich über: Bad Kingdom Records (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/LinieBand

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES