Tesseract – Altered State

| 14. Juni 2013 | 0 Comments

Tesseract

Schon beeindruckend, in welch kurzer Zeit es die Briten Tesseract geschafft haben, sich in der internationalen (Progressive) Metal-Szene einen Namen zu machen. Wenn man mit jeder neuen Veröffentlichung gleichzeitig auch noch einen neuen Mann am Mikro vorstellen kann, sind das für gewöhnlich nicht die besten Voraussetzungen für eine fruchtbare Karriere. Im Falle von Tesseract scheint sich jedoch alles zum Guten zu wenden. Hatte man mit dem Debütwerk „One“ schon ein heißes Eisen am Start, können die Jungs aus Milton Keynes mit „Altered State“ sogar noch eins draufsetzen.

Da Tesseract durchaus zu den Speerspitzen der Djent-Bewegung zu zählen sind, stellt sich die Frage, ob die Briten noch in der Lage sind, frischen Wind in die etwas übersättigte Szene zu bringen. Und was hat eigentlich Neuzugang Ashe O’Hara auf dem Kasten? So sind die hinterlassenen Fußstapfen eines Daniel Tompkins oder Elliot Coleman schließlich nicht die kleinsten.

Aber keine Sorge, O’Hara wird seinem Job mehr als gerecht. Egal in welcher Tonlage, der Bursche trifft jede Note mit einer bestechenden Genauigkeit, dass man sogar die derberen Shouts aus der „One“-Phase nicht weiter vermisst. Richtig gelesen, der Zweitling kommt gänzlich ohne Brüll-Passagen aus, was dem melodischen Aspekt im Sound der Briten einen ordentlichen Boost verschafft.

Die Platte ist in vier Kapitel aufgeteilt: „Of Matter“, „Of Mind“, „Of Reality“ und „Of Energy“. Diese wiederum sind in einzelne Songs unterteilt. Mit „Of Matter – Proxy“ findet man einen schönen, gemäßigten Auftakt vor, der den Hörer nicht gleich von Anfang an mit einer polyrhythmischen Breitseite überfordert. „Of Matter – Retrospect“ ist gut ausbalanciert und wechselt harmonisch zwischen ruhigen Ambient-Parts und synkopierten Riffs hin und her. O’Haras mehrspurige Gesangslinien geben den Songs eine zusätzlich verträumte Note.

Richtig aufgezeigt wird aber beim zugänglichsten Song der Platte, „Of Mind – Nocturne“. Wer hier noch immer nicht von O’Haras Gesangsdarbietung überzeugt ist, kann nur an Geschmacksverirrung leiden. Natürlich ist auch die Instrumental-Fraktion über alle Zweifel erhaben. Man achte nur auf Amos Williams‘ funkiges Bassspiel oder Acle Kahneys und James Monteiths Wechselspiel aus groovenden Stakkato-Riffs und melodischen Gitarren-Leads  im überlangen „Of Mind – Exile“ oder im darauffolgenden „Of Reality – Eclipse“.

Wem das in Sachen Atmosphäre noch nicht ausreicht, wird bei „Of Reality – Calabi-Yau“ angenehm überrascht. Anfangs gewöhnungsbedürfitg, entpuppt sich der Einsatz vom Saxophon als echter Goldgriff und verwandelt eine eher unspektakuläre Instumental-Nummer in ein akustisches Aphrodisiakum. Nachdem man vom epischen „Of Energy – Singularity“ sprichwörtlich in den siebten Himmel befördert wurde, garantiert das abschließende „Of Energy – Embers“ – einmal mehr mit Hilfe des Saxophons – ein sanftes Hinabgleiten auf Mutter Erde.

Tesseract hätten mit „Altered State“ wohl kein intensiveres Hörerlebnis gestalten und Herr O’Hara keinen besseren Einstand feiern können. Das Quintett vermag es, trotz gemäßigter Geschwindigkeit und Aggression, mit unglaublich atmosphärischer Dichte zu überzeugen und liefern mit ihrem Zweitling einen ernstzunehmenden Anwärter auf Album des Jahres ab. Moderner Progressive Metal, wie er sein soll.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 24.05.2013
Erhältlich über: Century Media (Universal Music)

Website: www.tesseractband.co.uk
Facebook: www.facebook.com/tesseractband

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Category: Magazin, Reviews

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