Hurt – The Crux

| 10. Mai 2012 | 0 Comments

Hurt

Zugegeben, wenn sich Mainstream-tauglicher Alternative Rock auf den Radiofrequenzen tummelt, kann man für gewöhnlich kaum von Facettenreichtum und Originalität sprechen. Irgendwie hat man doch alles schon mal gehört. Glücklicherweise gibt es aber immer wieder Bands, welche sich nicht an altbewährte „Auf Nummer Sicher“-Formeln klammern und sich so vom Einheitsbrei abheben. Die aus Virginia stammende Rock-Formation Hurt hat es bis jetzt mit jedem Release geschafft, das von Strippern und Jägermeister verseuchte Rock-Milieu mit einer ordentlichen Portion Tiefgang zu bereichern. Das sechste Studioalbum „The Crux“ macht dabei keine Ausnahme.

Das Quartett vereint in ihrem Sound eingängigen Post-Grunge der Marke Seether mit einer progressiv angehauchten Intensität, wie man sie von Tool und A Perfect Circle kennt. Somit fällt auch der Grundtenor einer Hurt-Platte verhältnismäßig düster aus. Das alles wird klarerweise in einem dementsprechend druckvollen Soundgewand präsentiert.

Der Midtempo-Opener „So When“ stimmt den Hörer perfekt auf das Album ein. In den Strophen kommt der eingangs erwähnte leicht progressive Touch zum Vorschein. J. Loren Winces markante und leidende Stimme trifft auf rockige Gitarren inklusive dezenter Pianobegleitung und knackigem Drumming. Die Zeilen „You’ve sworn that you’ll die ‚cause you leave. So why are you still breathing?“ werden von Wince Kanon-artig gesungen und geschrien, was den Refrain zusammen mit der breiten Gitarrenwand noch intensiver wirken lässt.

Das mächtige „Eden“ illustriert die Besinnung auf die härteren Wurzeln, wie man sie von den beiden Meisterwerken „Vol. 1“ und „Vol. 2“ kannte. Winces Semi-Flüstergesang und schaurige Gitarrenleads von Michael Roberts verleihen „Sally Slips“ eine unheilvolle und bedrückende Note, welche sich übrigens wie ein roter Faden durch die insgesamt elf Songs zieht. Für den nötigen Kontrast sorgt der emotionale Ausbruch im Refrain.

Es ist schon erstaunlich, wie viel Atmosphäre allein von Winces Gesang erzeugt wird. Wie ein Zementblock vermag seine durch Mark und Bein gehende Stimme einen anfangs unbeschwert anmutenden Song wie „Caught In The Rain“ in einen wahren Abgrund von emotionalem Schmerz und Hoffnungslosigkeit zu ziehen. Die modernen, alles zermalmenden Gitarrenwände machen schließlich jeden Versuch aus der Tiefe emporzusteigen zunichte.

Die Qualitätskurve bleibt im Zuge der knapp 45 Minuten auf konstanter Höhe. Die Halbballade „Adonai“ ist ein Düster-Rock-Meisterwerk, bei dem der Einsatz von Violinen-Klängen für ordentlich Gänsehaut sorgt. Das theatralisch-rockige „Cuffed“ erinnert etwas an die ehemaligen Alternative-Rock-Heroes von Live. Die erste Single-Auskopplung „How We End Up Alone“ ist ein weiteres Highlight der Platte, welche Hurts Gratwanderung zwischen Zerbrechlichkeit und Heaviness auf eindrucksvolle Weise demonstriert.

„The Crux“ steht für eine logische Weiterentwicklung und Verfeinerung des Hurt-Sounds. Der Vierer vereint die besten Elemente von alter, bedrückender Härte („Vol. 1“ und „Vol. 2“) und neuerer, melodischer Ausrichtung („Goodbye To The Machine“) zu einem echten musikalischen Erlebnis. Wer im Alternative-Sektor schon immer die dunklere Seite bevorzugt hat, ist beim neuesten Streich der Amis goldrichtig.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 24.04.2012
Erhältlich über: Carved Records (US-Import)

Website: www.hurtband.com
Facebook: www.facebook.com/hurt

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Category: Magazin, Reviews

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