Ba’al – The Fine Line Between Heaven And Here

| 15. Juli 2025 | 0 Comments
Ba'al

(c) Chris Saunders

Ba’al kommen aus Sheffield, und das lässt sich nicht verleugnen. Eine von starker Industriebelastung geprägte Stadt hinterließ ihre Spuren im Sound des britischen Quintetts, ebenso die komplett konträre Schönheit des Hügellandes in den Außenbezirken. Aus diesen Gegensätzen entstand ein ebenso majestätischer wie zerstörerischer Sound, der Black Metal, Sludge und Post Metal unter einen kolossalen, den Atem raubenden Hut bringt. Das zweite Album „The Fine Line Between Heaven And Here“ sucht nach Schönheit inmitten unwirtlicher Szenerie.

Der Opener dauert direkt 13 Minuten und trägt den vielsagenden Titel „Mother’s Concrete Womb“ – definitiv kein Wellnessresort. Die zart blubbernden Klänge zu Beginn deuten zartes Erwachen an und führen selbstverständlich auf die falsche Fährte, denn der bittersüße Blackened Post Metal samt monumentalen Dimensionen steht natürlich für komplette Überforderung. Donnernde Wucht, hohe Geschwindigkeit und plötzlich aus dem Gebälk brechende Melancholie, die das gesamte Geschehen ad absurdum führt, passen ins Bild. Ba’al lieben ihre Widersprüche, melodischer Mittelteil, kleine Zäsuren, angedeutete Prog-Ausritte und herber Post Black Metal inklusive.

Da stürzt man sich gerne mal den „Well Of Sorrows“ hinab und schlägt hart auf. Abermals scheint zunächst so etwas wie zarte, bekömmliche Unschuld durch, mit getragenem Sludge und Doom versehen, bevor galliges Keifen und bleierne Aggression den Himmel zunehmend verfinstern. Gerade in der ersten Hälfte rückt Black Metal fast komplett in den Hintergrund und kleidet den Post-Ansatz mit erstaunlich komplexen Melodiefolgen und infernalen Fanfaren aus. Hingegen liebt „Legasov“ seine mächtigen, ohrenbetäubenden Growls, begleitet von einem ähnlich stampfenden, alles verschlingenden Arrangement, das unfassbare Sludge-Intensität rund um das zögerliche Auge des Sturms schneidert.

Eine der schwersten, heftigsten Stunden des bisherigen Musikjahrs später lichtet sich der Nebel kurz, Ba’al haben ausgespielt. Während sich die Gedanken noch zu sortieren versuchen, beginnt die Magengrube auszuschlagen, sehnt sich nach weiteren festen Hieben der abgefuckten, komplett überfordernden Art. „The Fine Line Between Heaven And Here“ liebt Blackened-Extreme und reizt diese mit wachsender Begeisterung aus, ohne jedoch zum One-Trick-Pony zu werden. Post Metal ist eben vielseitig, und das britische Quintett reizt alle Möglichkeiten aus – hinsichtlich Melodie, Härte, progressiver Note, aber auch bleierner, alles erstickender Schwere. Und doch kann selbst der geringste Hoffnungsschimmer mitreißen, motivieren, beglücken. Ba’al reiten auf der Rasiermesserklinge der Existenz und beglücken mit wachsender Begeisterung – ein Happening für sich.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 18.07.2025
Erhältlich über: Road to Masochist

Facebook: www.facebook.com/baalbanduk

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Category: Magazin, Reviews

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