Rauchen – Fallen und Schweben

| 22. September 2025 | 0 Comments
Rauchen

(c) Oyèmi Hessou (@noheroes.jpg)

Da qualmt nicht nur die Schädeldecke: Rauchen aus Hamburg melden sich mit neuem Stoff zurück, sehr kurzfristig und dafür so drastisch wie eh und je. Es ist das erste neue Material seit zwei Singles im Sommer 2024, knüpft daran an und steht doch für eine gewisse Öffnung. Zwar lebt „Fallen und Schweben“ weiterhin für die so kompromisslose Mischung aus Post Punk und diversen Hardcore-Spielarten, beweist zugleich jedoch Kampfgeist, Melancholie, Hoffnung und – für Band-Verhältnisse – fast versöhnliche Töne.

Exakt das schimmert beispielsweise in „Flimmern“ durch, dessen konstantes Grollen mit dem urbanen Kargland von Post Punk und gewohnt aggressiven, heiseren Vocals anbandelt. Von der ersten Sekunde an laufen kalte Schauer den Rücken rauf und runter, es wird so unbequem und unwirtlich wie menschenmöglich. Das hat allerdings Methode, denn in diesem konstanten Flirren mit verkapptem Wutausbruch steckt unheimlich viel Energie. Wie auch in „(Das) Brennen“, ein Song über Freundschaft und das Gemeinsame in schweren Zeiten. Brütendes, brodelndes Midtempo brennt unter den Fingernägeln, stoische Post-Punk-Gitarren ringen um verlorene Fassung.

Das drastische „Fesseln“ langt hingegen beherzt zu und versucht eben jene in knapp zwei Minuten abzustreifen. Insgesamt etwas mehr Hardcore-Energie, wütend angedeutete Breakdowns und diese prächtig extremen Vocals zerstören ebenso wie der unaufhaltsame Drive von „Nacht“, eine echte Energieleistung. Rauchen operieren gefühlt am Limit, was sie noch interessanter macht, noch gefährlicher. Im abschließenden Titelsong überrascht eine melodische Glanzleistung, eine urplötzliche Hinwendung zu Klargesang und fluffigem Shoegaze. Erst zum Schluss hin kommt der vertraute Sound zurück, kurz und heftig. Das geht gekonnt auf.

Wie auch das gesamte Album, das in knapp 25 Minuten wirklich alles sagt, laut und deutlich. In aller Kürze räumen Rauchen ab und erweitern ihren Sound gezielt. Nahezu konstante knisternde Spannung strahlt wohlige Gefahr aus, wenngleich das Gemeinsame auf dieser Platte betont wichtig ist. „Fallen und Schweben“ kommt tatsächlich noch einen Tacken unbequemer rüber, direkt und kompromisslos, kann mit seiner Melancholie und der finalen Auflösung jedoch auf ganz andere, unerwartetete Weise glänzen. Das Ergebnis zerstört auf magische Weise und hallt noch lange nach. Der berühmt-berüchtigte nächste Schritt wäre hiermit erfolgreich getan.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 26.09.2025
Erhältlich über: Zeitstrafe (Indigo)

Bandcamp: rauchen.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/rauchenpunx

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Category: Magazin, Reviews

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