Abraham – idsungwüssä

| 23. September 2025 | 0 Comments
Abraham

(c) Abraham / Pelagic Records

Die Schweizer Post-Metal-Meister Abraham beschließen eine Trilogie. Was vor über sieben Jahren mit dem Meilenstein „Look, Here Comes The Dark!“ begann und Anfang 2022 mit „Débris De Mondes Perdus“ fortgesetzt wurde, dringt nun endgültig in tiefste Untiefen vor. Aufgenommen wurde der Longplayer in einer Phase, die für die vier Musiker alles andere als einfach war. Erst kurz vor Schluss fand sich die Musik und bildete eine Art roten bzw. schwarzen Faden der Dringlichkeit. Auf „idsungwüssä“, das Schweizerdeutsch als Metalsprache kultiviert, geht es um rohe Emotionen sowie um große, einschneidende Veränderungen.

Der grantige Druck von „I Am The Vessel And The Vessel Is Me“ zwingt bereits im Aufgalopp in die Knie. Desolate Vocals, in Grabesstimme über das sich durch das Nirgendwo schleppende Arrangement geröhrt, zertrümmern die Denkmurmel. Das liest sich vielleicht bedenklich, kann jedoch begeistern – unorthodox, durchaus atonal und in seiner Sludge-Kompromisslosigkeit ganz großes Kino. Wein Abraham plötzlich das Arrangement öffnen und finstere Klangbögen in die imaginäre Mitte rufen, ist alles eitel. Das weiß auch „06.00.40U“, wiewohl der Achtminüter kaum aus dem ersten Gang kommt. Avantgardistisch angehauchte Druckwellen und verstörende Dissonanzen lassen das Firmament einstürzen.

Währenddessen sucht „Naked In A Naked Sky“ nach schützenden Gewändern und findet den drohenden Kollaps. Die nervöse Energie des Giganten ist greifbar, der Track schleppt durch das bewusst ominös gehaltene Arrangement, während das Brüllen des Schutzsuchenden durch das gefühlte Nichts haucht – eine im besten Sinne verstörende Erfahrung, die „Home“ ebenso für sich entdeckt hat. Im elfminütigen Rausschmeißer nehmen Abraham das Tempo noch weiter heraus, was tatsächlich möglich ist, stürzen sich zuweilen in doomige Extreme, bevor das gewaltige Finale lautmalerische Katharsis und bedrohlichste Melodieansätze bietet. Hier scheint jede Hilfe zu spät zu kommen.

Eben jene greifbare Finalität macht diesen Abschluss der Trilogie so groß. Zwar kommen Abraham einmal mehr nicht ganz an den unfassbar großartigen ersten Teil heran, doch macht das einmal mehr herzlich wenig. Auch „idsungwüssä“ ist eine richtig starke, von vorne bis hinten mitreißende Platte geworden, die eine Stunde lang mörderische Schwingen ausbreitet und sämtliche Sinne mit wachsender Begeisterung betäubt. Speziell der zusätzliche Fokus auf Melancholie, der prima mit der zermürbenden Heavyness und der greifbaren Verzweiflung sowie den rohen Emotionen harmoniert, zerlegt das Nervenkostüm mit ungeahnter Präzision. Abraham pendeln sich auf starkem Niveau ein und lassen ihren nächsten kreativen Schritt schon jetzt mit Hochspannung erwarten.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 26.09.2025
Erhältlich über: Pelagic Records

Website: abrahamband.com
Facebook: www.facebook.com/abrahamtheband

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Category: Magazin, Reviews

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