Veil Of Maya – [m]other
Es dauerte etwas länger als geplant, bis das siebte Studioalbum von Veil Of Maya in trockenen Tüchern war, doch melden sich die Core-Grenzgänger nun tatsächlich, fünfeinhalb Jahre nach „False Idols“, mit einem nuen Longplayer zurück. In den vergangenen Jahren erschienen immer wieder einzelne Tracks, welche nach und nach etwas Elektronik Einzug halten ließen. Gitarrist und Gründungsmitglied Marc Okubo begründet das mit dem Besuch eines Konzerts der australischen Dance-Formation Rüfüs Du Sol. Einen kompletten Stilbruch muss man bei „[m]other“ allerdings nicht befürchten.
Dabei sorgte der recht weit hinten platzierte Vorbote „Synthwave Vegan“ bei seiner Veröffentlichung im Vorjahr für kräftig Verwirrung, weil Djent-Elemente hier von Breakbeat zerschossen wurden und zugleich etwas Rave-Esprit andeuteten, ohne jedoch komplett mit dem bisherigen Schaffen zu brechen. Extremer wird es auf der neuen Platte von Veil Of Maya aber keinesfalls. „Godhead“ zeigt gut, wohin die Reise geht, schraubt die Deathcore-Anteile kurzfristig wieder weiter nach oben, ohne gänzlich in alte Muster zu verfallen. Das verschrobene Electro-Sperrfeuer zwischendurch harmoniert erstaunlich gut mit dem widerspenstigen Track, der mit wachsender Begeisterung ausrastet.
Die ersten Sekunden von „Mother, Pt. 4“ werden überhaupt rein synthetisch bestritten, dazu kommt recht lieblicher Klargesang. Allerdings bleibt der womöglich befürchtete Paradigmenwechsel auch hier aus. Haben sich die Wogen erst einmal geglättet, stimmt das Quartett eine derbe Abrissbirne mit seltenen melodischen bis hymnischen Ausreißern an. Entsprechend bedrohlich und unberechenbar gibt sich der nervöse Exkurs. Im abschließenden „Death Runner“ sind es minimalistische elektronische Zäsuren, welche das Dauerfeuer auflockern und diesem gut tun. Hingegen geht „[re]connect“ nach vorne und findet zwischendurch Zeit für mitreißende Momente. Bärenstarker Gesang lockert den Husarenritt auf und brennt sich ein.
Revolutionäre Wunderdinge darf man sich von den Core-Veteranen gewiss nicht erwarten, und doch entwickeln Veil Of Maya ihren Sound gelungen weiter. Der Einsatz von Elektronik ist bei Djent und Metalcore wahrlich nichts Neues, gelang aber selten so gut wie auf „[m]other“. Hier hat sich jemand hörbar Gedanken gemacht und frische Akzente gesetzt, die doch wunderbar zum eigenen Klangbild passen. Die Frischzellenkur bekommt Veil Of Maya richtig gut und konsolidiert ihren Sound auf mittlerweile gewohnt hohem Niveau.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 12.05.2023
Erhältlich über: Sumerian Records
Website: veilofmayaband.com
Facebook: www.facebook.com/veilofmaya
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