Orsak:Oslo – In Irons

| 24. April 2023 | 0 Comments
Orsak:Oslo

(c) David Holmqvist

Die endlosen Weiten musikgewordener Dystopie dienen Orsak:Oslo als Spielwiese der nahenden Katastrophe. Die schwedisch-norwegische Band, ursprünglich als Duo vor etwa einem Jahrzehnt gegründet, versteht sich auf instrumentales Kargland, das gängigen Post Rock in Richtung Psych und Kraut weiterdenkt. Exakt diese rohen, verträumten und zugleich erdrückenden bis depressiven Qualitäten zeichnen auch ihr neuestes Album „In Irons“ aus.

Fünf überwiegend schemenhaft umrissene Tracks tasten sich mit wachsender Begeisterung durch emotionale Untiefen. „068 The Swell“ – die Nummerierung ist bei Orsak:Oslo Pflicht – legt unheilvoll los, scheint zunächst ausschließlich aus Feedback-Schleifen zu bestehen und wächst nur sehr, sehr langsam. Spätestens mit Einsetzen der dynamischen Bassline kehrt etwas Leben ein, der für Post-Rock-Gefilde etatmäßige emotionale Ausbruch fehlt jedoch. Ja, es wird zwischendurch etwas lauter und verzerrter, doch geht es dem Quintett vornehmlich darum, das Maximum aus ihrem reduzierten Leitmotiv herauszuholen. Die dichte, aufgeladene Atmosphäre dankt es ihnen.

Ein Zweiteiler, „079 Dutchman’s Wake (Part I)“ und „078 The Mute (Part II)“, bemüht zunächst etwas Leben, bevor Drone-artige Klänge um Erlösung betteln. Das dazwischen eingeklemmte „069 In What Way Are You Different“ mit seinen Vocal-Samples taumelt hingegen durch aufgeladenen, krautigen Post Rock, schwillt bedrohlich an und lässt den Hang zu Zerstörung erkennen. Im abschließenden „074 Hadal Blue“ kommt schließlich alles zusammen. Wären 17 Minuten für diese Idee wirklich nötig gewesen? Vielleicht nicht, und doch fühlt man sich unweigerlich in diesen gewaltigen Sog gezogen. Hat man erst einmal den überlangen, überwältigenden Aufbau hinter sich gelassen, wird es kunstvoll und spektakulär.

08/15 oder gar 08/16 ist hieran nichts, auch wenn auf den ersten Blick herzlich wenig passiert. „In Irons“ ist eine jener Platten, auf die man sich einlassen muss. Lässt man sich erst einmal fallen, ist alles eitel, denn was Orsak:Oslo hier in aller Gemächlichkeit an Atmosphäre konstruieren, ringt Respekt ab und verzaubert zugleich. 42 treibende, einnehmende Minuten sprengen erneut Post-Rock-Grenzen mit erdrückender Leichtigkeit.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 27.04.2023
Erhältlich über: Vinter Records (Bertus)

Website: www.orsakoslo.com
Facebook: www.facebook.com/orsakoslo

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Category: Magazin, Reviews

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