Shores Of Null – The Loss Of Beauty
Beständigkeit führt zum durchschlagenden Erfolg, so oder so ähnlich hört und liest sich das Schaffen von Shores Of Null. Das italienische Quintett bleibt seinem Drei-Jahres-Rhythmus mehr oder minder treu und entwickelt zugleich den melodischen, vielschichtigen Doom-Sound konsequent weiter. Einflüsse von Death, Black und Gothic spielen nach wie vor eine entscheidende Rolle und fügen sich harmonisch in den düsteren, melancholischen Mix ein. „The Loss Of Beauty“, das mittlerweile vierte Studioalbum, ist da keine Ausnahme.
Nach einem kurzen Intro geht „Destination Woe“ in die Vollen. Das wuchtige Auftreten mit beißenden Drums führt jedoch auf die falsche Fährte, denn schnell bäumt sich eine melodische Granate auf, die sofort ins Ohr geht. Davide Straccione singt fantastisch, schlägt die Brücke vom klassischen Metal-Sänger zu moderneren Klängen und lässt alle Fäden zusammenläufen. Wie sich dieser Refrain immer wieder entlädt, brennt sich sofort ein. Die fiesen, gutturalen Growls in „The Last Flower“ zeigen, dass es auch anders geht. Blackened Death Doom macht sich breit und kollidiert mit süßlicher Melodik. Beinahe möchte man das Post-Präfix auspacken, während sich dieser knisternde Gigant sukzessive entlädt. Wenn im Mittelteil das Tempo nach oben fährt, ist alles eitel.
„A Nature In Disguise“ bemüht sich um Epik. Hier treffen die wohl poppigsten Momente der gesamten Platte und unbequeme Wut, die sich nur unterschwellig entlädt, aufeinander. Feine Gesangsmelodie, drückende Drums, Blackened-Untertöne und wütende Screams geben sich die Klinke in die Hand für ein mehr als sechsminütiges Wechselbad der Gefühle. Auch „A New Death Is Born“, der eigentliche Rausschmeißer (auf CD und digital gibt’s noch zwei Bonus-Tracks), will sich nicht so recht für eine Gangart entscheidet und reiht Blackened Doom an nahezu spirituelle Momente. Die bittere Süße von „Nothing Left To Burn“ hat stellenweise etwas Sakrales an sich – die nächste packende Facette dieser Platte.
Und die geht trotz ausdauernder Spielzeit letztlich viel zu schnell vorüber, wie auch immer das funktionieren kann. Ja, Shores Of Null sind eigentlich eine Doom-Band, das soll nicht unter den Tisch fallen, bloß gehen sie es alles andere als linear an. „The Loss Of Beauty“ wehrt sich gegen jegliche Erwartungen an das Genre, setzt zwar seine eingängigen Melodien hervorragend ein, lässt sich zugleich aber auch gefühlt in sämtliche Himmelsrichtungen gleichzeitig zerren. Die zuweilen eskalierende Härte setzt dem Geschehen die sprichwörtliche Krone auf – eine packende Platte mit manch einer Überraschung, echten Genre-Hits und durchschlagender Wucht. Shores Of Null sollten sich mit diesem Machwerk endgültig etablieren.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 24.03.2023
Erhältlich über: Spikerot Records
Website: www.shoresofnull.com
Facebook: www.facebook.com/shoresofnull
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