Deathwhite – Grey Everlasting

| 10. Juni 2022 | 0 Comments
Deathwhite

(c) Shane Mayer

Ein Album über das Leben in einer post-faktischen Welt wenige Wochen vor dem Ausbruch einer globalen Pandemie: „Grave Image“ war ein in vielerlei Hinsicht beklemmendes Werk. Das maskierte US-Quartett Deathwhite entpuppte sich als Dark-Metal-Propheten, deren beklemmender und doch süßlicher Sound noch nachhallt. Für ihr insgesamt drittes Album wollten sie keinesfalls auf der Stelle treten, ließen sich zugleich von den Ereignissen der letzten beiden Jahre inspirieren und wagen Streifzüge durch politische und menschenrechtliche Gefilde. „Grey Everlasting“ erkennt, dass die Menschheit selbst einfachste Vorgänge wohl nie auf die Reihe bekommen wird.

Nach einem kurzen Intro eröffnet „Earthtomb“ die Platte in jeder Hinsicht standesgemäß, vom Titel bis zur Musik. Deathwhite zeigen bereits zu diesem frühen Zeitpunkt, dass sie keinesfalls auf der Stelle treten wollen, und überraschen mit beißender Post-Black-Metal-Härte. So wuchtig und schroff bleibt es selbstverständlich nicht, eine erste Duftmarke wäre jedoch gesetzt. Dahinter baut sich der bereits vertraute süffige, düster-romantische Sound auf, der Untergang des Seins rückt nahe. Ähnlich schwerfällig und sympathisch zeigt sich „Formless“. Der Einsatz synthetischer Klänge akzentuiert die beklemmende und doch weltoffene Atmosphäre – ein eigenwilliger Spagat, typisch für diese Platte.

Vor der Überlänge scheut das Quartett ebenso wenig zurück, wobei es sich im abschließenden „Absunder“ selbst übertrifft. Hier erweisen sich Deathwhite als meisterhafte Song-Architekten, reihen balladeske Abschnitte an knorrigen Doom und packen sogar den Eichenknüppel aus, um ihrem Frust Ausdruck zu verleihen. Hingegen driftet „Quietly, Suddenly“ über das offene Meer der Emotionen, erhabenes Gitarrensolo inklusive. Der erwartete zweite Gang bleibt aus, fehlt aber eigentlich gar nicht so sehr. In „Immemmorial“ deutet sich eine entsprechende Bedrohungslage an, sogar für ein paar versteckte, tief ins Arrangement eingebettete Growls findet sich Raum – eine weitere spannende Facette.

Geschickt drehen Deathwhite an ein paar Rädchen und verpassen ihrem Sound das richtige Maß an Finetuning, ohne komplett aus dem eigentlichen Korsett auszubrechen. Nach wie vor dominieren düstere Romantik, beklemmende Töne und doomige Schwere auf diesem dritten Album. Seltene brachiale Härte, synthetische Unterstützung und knorrige Trockenheit verpassen „Grey Everlasting“ jedoch die nötige Würze, setzen frische Akzente und lassen die finstere Präsentation gekonnt aufleben. Evolution mit Maß, Ziel und mitreißendem Charme – ein weiterer voller Erfolg für die unbekannten Propheten des Untergangs.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 10.06.2022
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)

Website: deathwhite.com
Facebook: www.facebook.com/deathwhiteofficial

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Category: Magazin, Reviews

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