Misery Index – Complete Control

| 12. Mai 2022 | 0 Comments
Misery Index

(c) Ryan Phillips

Das unkaputtbare Chaos rollt wieder an. Nach dem erzwungenen Stopp, am Ende einer Europa-Tour mit Napalm Death und Eyehategod natürlich denkbar ungünstig, zogen sich Misery Index erst einmal in die Heimat zurück, um Ideen auszuarbeiten und sich diese eineinhalb Jahre lang zuzusenden. Mittlerweile bei Century Media unterwegs, fand man im Herbst vergangenen Jahres endlich die Möglichkeit, ins Studio zu gehen, und die bereits siebte Schlachtplatte in 19 Jahren einzutrümmern. „Complete Control“ arbeitet sich an vertrauten Themen und Sounds ab.

Es geht um Macht in all ihren Formen; um Mächte, die den eigenen Alltag kontrollieren, doch auch um politische, gesellschaftliche und finanzielle Macht. Selbstverständlich sehen Misery Index diese kritisch, so wie man das vom US-Quartett kennt. „The Eaters And The Eaten“ befasst sich mit dem Fressen-und-gefressen-Werden, von Jason Nethertons kehliger Aggression und einem nicht minder sperrigen wie forschen Arrangement vorangetrieben. Die obligatorische Schnittmenge aus Death Metal, Grindcore und etwas Hardcore treibt spannende Blüten, variiert das Tempo gekonnt und reiht brachiale Explosivität an schwerfälligen, martialischen Beinahe-Groove.

Der schrubbende Basslauf in den ersten Sekunden von „Reciprocal Repulsion“ deutet einen Höllenritt an, und ein solcher folgt sofort. Schwerfälliges Stampfen, grantige Sprints und ein ruppiges Gitarrensolo treffen auf vereinzelte Hardcore-Shouts als willkommene Farbtupfer. Im Titeltrack „Complete Control“ kokettiert ausufernde Macht mit einer feinen Prise Melodic Death Metal, natürlich an den Misery-Index-Sound angepasst und dabei wunderbar kompromisslos. Es ist keine reine Pilgerfahrt nach Göteborg, als spannende Idee aber mehr als willkommen. Der schroffe Opener „Administer The Dagger“ hat zwar ebenfalls einen Hauch Auflockerung zu bieten, doch geht dieser in den wütenden Sprints nahezu unter, was für sich wieder einen gewissen Reiz besitzt.

Nach 34 Minuten endet die durchgeknallte Abfahrt schnell, fast schon punkig, und doch mit Methode. Misery Index versuchen erst gar nicht, das sprichwörtliche Rad neu zu erfinden und packen alles, was sie in den letzten beiden Jahrzehnten an Erfahrung angesammelt haben, in diese Wutprobe. „Complete Control“ holt sämtliche Trademarks aufs Tableau und klingt dabei dennoch in jeder Sekunde frisch, aufregend, angenehm unberechenbar. Auf ihrem siebten Studioalbum haut das US-Quartett einmal mehr alles raus und legt einen mehr als gelungenen Einstand für das neue Label hin.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 13.05.2022
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

Website: www.miseryindex.com
Facebook: www.facebook.com/MiseryIndex

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Category: Magazin, Reviews

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