Diary Of My Misanthropy – Leviathan

| 18. Dezember 2017 | 0 Comments
Diary Of My Misanthropy

(c) New Born Photography

Leviathan, das mythische Biest, der Weltenfresser und -vernichter – der perfekte Pate für vertonte Dystopie. Diary Of My Misanthropy, das ehemalige Solo-Projekt des in Prag ansässigen Multi-Instrumentalisten Vladyslav Tsarenko, versteht sich auf düsteren Post Rock mit metallischen und leicht doomigen Untertönen. Gesang? Überbewertet. Nach einer Abhandlung über George Orwells „1984“ widmen sich Tsarenko und Co. auf „Leviathan“ nun der gleichnamigen Kreatur aus der jüdisch-christlichen Mythologie.

Die bereits dritte EP der Tschechen rollt langsam und atmosphärisch an und spielt sogleich sämtliche Trümpfe des musikalischen Mikrokosmos aus. „Sleep Peacefully, Giant Monster“ – der Name ist Programm – steigert sich zunehmend und brilliert mit monumentaler narrativer Struktur, nur vom überlangen Titelsong in den Schatten gestellt. In diesen gut sechs Minuten spielen Diary Of My Misanthropy ihre volle Klasse aus, verharren wiederholt in doomig-understateten Gefilden und brechen zum Schluss erst aus gängigen Strukturen aus – vielleicht nicht so heavy und forsch wie erwartet, wohl aber überaus kurzweilig.

Stark auch „Black Mirror“, das sich tatsächlich auf eine Folge der britischen Sci-Fi-Dystopie bezieht. Einer der härteren und lauteren Tracks dieser EP packt dicke Riffwände und clevere Wendungen aus, nur um schließlich Bings Wutrede aus der Episode „Das Leben als Spiel“ zu zitieren. Die bissige, pointierte Konsumkritik wird schließlich durch das ruhige, sanftmütige „Rest In Peace“ unerwartet reduziert und behutsam abgerundet.

Cleveres Songwriting, konzeptuelle Ausbrüche und pointiert gesetzte Sprach-Samples lassen „Leviathan“ – wenn auch erst nach ein paar Durchläufen, denn das musikalische Gewirr ist anfangs eben genau das – zu einer weiteren richtig starken EP im bereits illustren Schaffen von Diary Of My Misanthropy reifen. Die Tschechen haben ein Händchen für ausladende, epische Sounds und pointierte Arrangements, getragen von stimmloser Intelligenz, wie sie nur wenigen anderen Post-Rock-Bands vorbehalten ist. Definitiv eine Entdeckung – und ein Ohr – wert.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 30.11.2017
Erhältlich über: Eigenvertrieb (DL-Album)

Facebook: www.facebook.com/DiaryOfMyMisanthropy

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Category: Magazin, Reviews

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