Cough – Still They Pray

| 1. Juni 2016 | 0 Comments
Cough

(c) Relapse Records

Wenn sich Cough an die Arbeit machen, sind Zeit und Geschwindigkeit bestenfalls als relative Konstrukte zu verstehen. Stolze fünf Jahre sind seit dem letzten Album des Doom-Quartetts aus Richmond, Virginia vergangen, erkleckliche Tour-Aktivitäten inklusive, die sogar erstmals nach Australien führten. Für die Aufnahmen setzen sich Mitglieder von Electric Wizard und Windhand, durchaus musikalische Brüder im Geiste, hinter die Regler. „Still They Pray“ packt die Dreckschleuder aus.

In 68 aufreibenden Minuten kollidieren Doom und Sludge auf gleichermaßen dissonante wie faszinierende Weise. Überlänge ist für Cough ein gewohntes Mittel zum Zweck, wohl aber nicht zwingend erforderlich. „Masters Of Torture“, mit knapp acht Minuten Spielzeit einer der radiofreundlichen Tracks dieser Platte, pumpt Blei im Zeitlupentempo, begleitet von fiesen, gutturalen Growls und gelegentlichen, erschütternden Gesangsfetzen. Immer wieder schält sich eine manische Melodie aus dem Kargland heraus, selbst der angedeutete Wah-Wah-Teil ist von Furunkeln übersät.

Nur selten gehen die US-Amerikaner zu weit. „The Wounding Hours“ wäre eigentlich ein patenter Track, doch das beinahe omnipräsente Störsignal – wohl als Gegenpol zu einem der melodischeren Songs dieser Platte gedacht – macht die sechseinhalb Minuten kaum hörbar. Dass darauf ein folkiges Akustik-Finale folgt, passt ins Bild. Es bleibt allerdings nur bei diesem kleinen Rückschlag, denn ansonsten weiß das wuchtige Konzept zu unterhalten. Monolithen Marke „Possession“ zwischen hinter Doom-Wänden versteckter Eingängigkeit und post-avantgardistischer Sludge-Brachialgewalt machen trotz Startschwierigkeiten Laune.

Natürlich ist „Still They Pray“ stellenweise furchtbar zäh, doch in diesem widerborstigen Auftreten liegt Methode und, etwas überraschend, Sinn. Cough bauen förmlich auf solche Anlaufschwierigkeiten, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Ihr Album ist eines für Liebhaber, für Genre-Veteranen mit einem Ohr für Noise. Mut zur Hässlichkeit, zu kleinen Experimenten und ordentlich Druck – so schön kann Widerwille sein.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.06.2016
Erhältlich über: Relapse Records (Rough Trade)

Facebook: www.facebook.com/Cough666

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Category: Magazin, Reviews

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