Restorations – LP3

| 31. Oktober 2014 | 0 Comments

Restorations

Warum Restorations keine mittelgroßen Rock-Clubs füllen, kann nur als eines der geheimnisvollen Mysterien der Rock-Geschichte erklärt werden. Zugegeben, der Fünfer aus Philadelphia macht es der Masse nicht gerade einfach, ihre emotionsgeladene Musik in eine Schublade zu stecken. Aber Alben wie das selbstbetitelte Debütwerk, „LP2“ und nun auch „LP3“ sind einfach zu gut, um in der breiten Masse unterzugehen.

Das Quintett hat es einmal mehr geschafft, ihren stimmigen Mix aus Punk, Indie und Stadion-Rock mit „LP3“ auf ein komplett neues Level zu hieven. Man stelle sich das so vor, als würden Mitglieder von The Gaslight Anthem, The Hold Steady, Brand New, Moving Mountains und Hot Water Music für eine fette Jam-Session zusammenkommen. Man streut noch eine Brise Tom Petty- und Springsteen-Nostalgie drüber und hat eine ungefähre Ahnung vom Soundcocktail der Jungs.

Auch wenn die wuchtigen Soundwände von „LP2“ auf dem Drittling nicht mehr ganz so dominant sind, tut das der gebotenen bzw. gefühlten Intensität keinen Abbruch. Das Album beginnt mit „Wales“ verhältnismäßig unspektakulär, bietet aber mit seinem langsamen, bedrohlichen Aufbau den idealen Einstieg auf das, was noch kommt. Die Bassline ist dominant, die Gitarren-Leads schräg und Jon Loudons kratzig-leidender Gesang sorgt für einen stimmigen Post-Punk-Touch.

Mit „Separate Songs“ haben die Amis wohl einen DER Rock-Songs des Jahres am Start. Mal resignierend, mal himmelhoch jauchzend. Der textliche Inhalt ist perfekt mit dem dazugehörigen Soundgewand abgestimmt. Gekrönt wird die Nummer von einem regelrechten Gefühlsausbruch in Sachen Gesang und Instrumentierung, was sich im weiteren Verlauf zu einer Art Trademark der Burschen entwickelt.

Die Jungs zeigen auf den insgesamt neun Songs eine gewisse Vorliebe für „Ruhe vor dem Sturm“-Momente. Man achte auf das letzte Drittel der Gänsehaut-Nummer „Misprint“ oder auf die Laut-Leise-Dynamik im schleppenden „The Future“. Weitere Highlights liefern das treibend-coole „Tiny Prayers“, der spacige Retro-Rocker „No Castle“ und die Nostalgie-Ballade „All My Home“. Bei letzterer Nummer heißt es: Taschentuch raus.

Restorations bieten das musikalische Pendant einer berauschenden Nacht in der Lieblingsbar mit all den üblichen Verdächtigen, deren Hoffnungen und Sorgen. Es gibt die schunkelnden, langjährigen Kumpels an der Bar, den einsamen Schluckspecht in der Ecke, das verliebte Pärchen am Fenster und die beiden Streithähne draußen auf der Straße, die kurz darauf gemeinsam ein Bier kippen. „LP3“ schickt den Hörer durch eine wahre Achterbahnfahrt an Gefühlen, und zwar von der ersten bis zur letzten Sekunde. Ganz großes Ohrenkino!

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 31.10.2014
Erhältlich über: Side One Dummy Records (Cargo Records)

Website: www.restorationstheband.com
Facebook: www.facebook.com/RestorationsTheBand

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Category: Magazin, Reviews

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