Esses – Pain At The Altar Of Jest

| 26. September 2025 | 0 Comments
Esses

(c) Esses / Seeing Red Records

Ein Umzug, eine personelle Umstellung und der direkte Einfluss einer neuen Umgebung auf den eigenen Sound: Esses melden sich mit einem hochspannenden dritten Album zurück. Nunmehr in Portland, unweit der kanadischen Grenze, angesiedelt, wirkte sich diese besondere Kreativszene unmittelbar auf die Arbeiten an ihrer neuen Platte aus. Mit John Chap wurde ein neuer Gitarrist aufgenommen, zudem rückt Kelly Correll nun endgültig an vorderste Front und schnallt sich ebenfalls einen Sechssaiter um. Ihr Sound bleibt aber so düster, ominös und süßlich wie eh und je: „Pain At The Altar Of Jest“ beflügelt den Gothic Rock zu neuen Höhen.

Das eröffnende „Three Sisters“ bleibt als einziger Track unter vier Minuten und bringt doch prima auf den Punkt, was das Quartett ausmacht. Da wäre natürlich zunächst Corrells helle Stimme, klar und kraftvoll, ein Quell des Lichts inmitten schwerfälliger Härte. Doom, Dark und Gothic mischen mit, die Distortion trägt sogar ein wenig in metallische Gefilde – ein spektakulärer Auftakt. Hingegen lehnt sich „A Greene Heart“ so weit wie menschenmöglich zurück und lässt den Song kommen. Der zarte Fluss des Arrangements mit einer finalen Zuspitzung, die man so eher aus Post-Rock-Gefilden kennt, lässt den Track weiter und weiter eskalieren, arbeitet auf ein epochales Crescendo hin.

Dort wartet bereits „Crackedlands“ und konzentriert sich auf Understatement, auf Minimalismus, auf bewusste Reduktion. Corrells Stimme wird zumeist nur von einer Gitarre begleitet und erschafft eindringliche Stimmungsbilder – vielleicht etwas langatmig, dennoch hochspannend. Packend ist auch der Vorbote „Low“, ein Spiel mit musikalischen Gezeiten, fast doomig in seiner Präsentation, an Chelsea Wolfe erinnernd und doch mindestens so magisch wie die klaren, frostigen Melodien von „The Burrow“. Diese wunderbar laute und deutliche Gothic-Referenz lässt vergleichsweise wenig geschehen, doch liegt gerade darin ein gewisser Reiz.

Es ist der nahezu konstante Fluss dieses Albums, der so richtig mitzureißen weiß. Correll dominiert selbstverständlich das Geschehen mit einer großartigen Stimme, die binnen Sekunden fesselt und nicht mehr loslässt. Doch sollte das Songwriting auf „Pain At The Altar Of Jest“ auf keinen Fall außer Acht gelassen werden. Von klassischem Gothic Rock entfernt man sich etwas, Post Punk wurde überhaupt komplett in den Hintergrund gerückt. Stattdessen zeichnen Esses Düsternis auf schemenhafte Weise nach – mal sägend und verdammt heavy, dann wieder voller bitterer Süße und angedeuteter Romantik. Binnen Sekunden befindet man sich im Sog dieser faszinierenden Platte und kommt nicht mehr los. Esses machen einen gewaltigen Sprung nach vorne und sollten in einer gerechten Welt den Herbst dominieren.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 26.09.2025
Erhältlich über: Seeing Red Records

Website: www.essesband.com
Facebook: www.facebook.com/essesoakland

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Category: Magazin, Reviews

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