Blessings – Blodsträngen

| 1. August 2025 | 0 Comments
Blessings

(c) Blessings / Pelagic Records

Erfahrene Krachmacher häuten sich ein weiteres Mal: Blessings verleihen Göteborg nicht nur einen frischen metallischen Anstrich, sondern schaffen es weiterhin, sich nicht zu wiederholen. Ihr erstes Album war hässlich und verkrustet, der Zweitling ließ erstmals einen Hauch Zurückhaltung aufkommen und die Tracks zwischenzeitlich atmen. Besagte Texturen reizt das Quartett nun weiter aus und stolpert mehr und mehr in Richtung Post-Hardcore und Post Metal, von Feedbackschleifen, Synths und Düsternis begleitet. „Blodsträngen“ (dt. ‚Blutlinie‘) treibt die Evolution voran.

Eine Gemeinsamkeit haben sämtliche bisherige Blessings-Alben: „Strings Of Red“. Auch diese Platte hat seine eigene Version, an zweiter Stelle platziert und zugleich gekonnt zeigend, in welche Richtung es nun geht. Das lärmende, dissonante Chaos und die dreckigen Krusten bleiben erhalten, ebenso Frederik Karlssons wütende, heisere Vocals, doch öffnet zarter Synth-Einsatz das Arrangement langsam. Die Schweden täuschen kurz Genghis Tron an und entwickeln sich doch in Richtung Breach. Seltene Nackenschläge, wie das kurze und angepunkte „Copper + Dirt“, beschwören den Geist vergangener Releases, sind jedoch in der Minderheit.

Viel typischer ist da schon „Clean“, dessen ellenlanger, fast doomiger Aufbau Unheil andeutet, sich zittrig durch unwegiges Terrain bewegt und mit wachsender Begeisterung ein Crescendo aufbaut. Oder doch nicht? Ruhiger, meditativer Klargesang mittendrin bricht das Arrangement kurz herunter, bevor Blessings wieder und wieder am Stand durchdrehen. Diese kurzen, derben Salven verfehlen ihr Ziel nicht und erinnern im wuchtigen, drückenden Finale sogar an Cult Of Luna. „Through Veils Of Glass And Silica“ nähert sich sogar der Zehn-Minuten-Marke, geht jedoch früher in die Vollen – ein stetes Auf und Ab, von schmerzensgeplagten Schreien und purer Verzweiflung durchzogen. Aufbrausende Extreme rauben sämtliche Sinne, bis zum zermürbenden Uptempo-Höhenpunkt … nur um schließlich zusammenzusacken und minutenlang durch ein nicht minder beklemmendes Requiem zu führen.

Unnahbarer und bedrohlicher, ohne jedoch komplett von den Wurzeln abzurücken: Die erneute Häutung auf Raten gelingt Blessings gar hervorragend. Ihren noisigen, dreckigen Kern mit einer Prise Punk lassen sie immer wieder durchschimmern, doch ist es letztlich intensive, gespannte Atmosphäre, die „Blodsträngen“ so spannend macht. Synth-Einsatz, doomige Schwere und Post-Metal-Katharsis harmonieren hervorragend miteinander, von der obligatorischen rasenden Wut und dem weiterhin für Lärm schlagenden Herz untermalt. Die Richtung der Schweden stimmt weiterhin und macht auch diese neue Iteration zu einem zermürbenden Muss.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 01.08.2025
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/Blessingsgbg

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Category: Magazin, Reviews

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