Maudits – In Situ

(c) Alexandre Le Mouroux
Epische Finsternis und emotional aufgeladene Schwere begleiten das Pariser Quartett Maudits seit ihrem ersten Release vor etwas über fünf Jahren. Die Franzosen vermengen Post Metal, Doom und Ambient zu rein instrumentalen, durchaus cineastischen und zugleich erdrückenden Konstrukten, so aufwühlend wie verführerisch. Die Arbeiten an ihrem neuesten Streich begannen noch während der Fertigstellung des Vorgängers „Précipice“, direkte Verbindung zu diesem monumentalen Album inklusive. Zugleich wartet „In Situ“ mit der einen oder anderen Neuerung auf.
Auf gleich zwei Songs kommen erstmals Vocals zum Einsatz. Mayline Gautié, die als Lůn Neofolk und World Music spielt, leiht dem Portishead-Cover „Roads“ ihre Stimme. Über weite Strecken bemühen Maudits absolute Reduktion, konzentrieren sich auf eine durchaus gespenstische Atmosphäre und heben erst spät ab. Donnernde Drumsalven und folkiges Drama kommen gut, doch bleibt die innere Mitte stets gewahrt. In „Carré d’as“ mischt hingegen Olivier Lacroix (aka Amiral Dacruz) von Novembre und Erlen Meyer mit. Anfängliche Spoken-Word-Parts mit beatesker Schwere überraschen, während Maudits im Hintergrund die Schrauben anziehen und auf erdrückende Schwere hinarbeiten. Die Shouts nach der Viereinhalb-Minuten-Marke fahren durch Mark und Bein.
„Fall Over“ entstand hingegen noch während den Aufnahmen zum letzten Album, fand dort aber keinen Platz. Jetzt zählt der Achtminüter zu den Herzstücken von „In Situ“ und illustriert die mächtige Dynamik der Band, die wiederholte kleine Eskalationspunkte setzt, cineastisch und monumental, scharfkantig und zugleich angenehm intim. Hingegen greift „Précipice Part III“ den Zweiteiler der gleichnamigen Platte auf und reichert diesen um Soundtrack-artige Gebilde, um melodischen Prog Rock und ein himmlisches Crescendo an. Konsequent wird auf ein allumfassendes Finale hingearbeitet, das durchaus zu rühren vermag.
Maudits beherrschen den Klangraum wie nur wenige andere Bands. Dieses beeindruckende Selbstverständnis kosten sie mit wachsender Begeisterung aus und lassen sich von der Musik führen. „In Situ“ hält, wie schon seine Vorgänger, herzlich wenig von linearer Kunst und lässt sich nahezu konstant in verschiedenste Himmelsrichtungen treiben. Etatmäßige Heavyness bleibt bestehen, doch dominieren lichte Momente wieder und wieder das Geschehen. Gleichzeitig verleihen die beiden Gesangsbeiträge dem Sound neue, unerwartete Würze. Die Mischung braucht ein wenig, um vollends zu zünden, und doch greift man wieder und wieder zu dieser befremdlichen Platte mit ihrer erhabenen Eigensinnigkeit. Maudits bleiben Garanten für ungewöhnliche Magie.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.11.2025
Erhältlich über: Klonosphere / Season of Mist
Bandcamp: mauditsofficiel.bandcamp.com
Facebook: www.facebook.com/p/Maudits-Band-100046975914480


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