The Acacia Strain – You Are Safe From God Here

| 23. Oktober 2025 | 0 Comments
The Acacia Strain

(c) Stu McDonald

Die Apokalypse kommt, ob man will oder nicht. The Acacia Strain widmen sich – zumindest konzeptuell – dem Ende allen Seins und betrachten die Welt nach ihrem Untergang. Allerdings ist auf ihrem mittlerweile 13. Studioalbum binnen 23 (!) Jahren längst nicht alles so einfach, wie es zunächst scheint. Während das US-Quintett seinen tödlichen wie zerstörerischen Mix einmal mehr in sämtlichen Extremen ausleuchtet, offenbart „You Are Safe From God Here“ zugleich eine wichtige zweite Bedeutungsebene: Schutz und Sicherheit vor Dingen, die den Kopf regieren, wie Depressionen, Angstzustände oder ein verhasster Job.

All das geschieht zwischen Chaos und Urgewalt. Das vertraute Umfeld aus Death Metal, Hardcore und Sludge, selbstverständlich in wechselnder Zusammensetzung, dominiert nach wie vor das Geschehen. Da wäre beispielsweise „A Call Beyond“ mit seinem grantigen Riff und den derben Nackenschlägen, von Vincent Bennett in gewohnt bestechender Form zerbrüllt. Wiederholt wechselndes Tempo, kurze Breakdowns und ein urplötzliches Ende torpedieren sämtliche Sinne. Das wird gewissermaßen zum Leitmotiv dieser Platte, wie auch im kantigen „Holy Moonlight“, das nahezu konstant zwischen bleierner Doom-Sludge-Heavyness und furiosen Zwischensprints pendelt.

Die Tracks spielen sich (fast) durchgehend im kurzen, knappen Bereich ab, halten sich von der Drei-Minuten-Marke fern. „Swamp Mentality“ wagt sich beispielsweise anfangs in kaputte Deathcore-Untiefen hinab, ändert seine Gangart im Schlussakt abrupt und versucht das Leitmotiv in puren Entschleunigungswahnsinn einzubringen. Das möchte auch „Sacred Relic“ und gibt sich so schrill wie menschenmöglich. Squeals und Effekte zerschießen den Track wiederholt, schrauben das Tempo hoch, verwandeln ihn in eine Tortur. Abschließend sprengt „Eucharist II: Blood Loss“ mit knapp 14 Minuten den Rahmen. Zunächst sogar mit Drone-Wahnwitz flirtend, können sakrale Elemente, ein Hauch Prog und schließlich dieser derbe Sludge wieder und wieder die Spannung halten.

Und gerade diese durchaus aufregende Unvorhersehbarkeit macht letztlich die Klasse dieser Platte aus. Natürlich wird hier oberflächlich brutal zugelangt, ob in Core-Sprints mit stellenweise sogar dezenter Grind-Schlagseite oder im zermürbenden Sludge der besonders martialischen, erdrückenden Art. Nach und nach treten kleine Feinheiten, faszinierende Tempowechsel und andere Meisterleistungen cleveren Songwritings auf, von purem Drama bis hin zu roher Gewalt, die „You Are Safe From God Here“ aufregend gestalten. Hinter dem rabiaten Wahnsinn steckt verdammt viel Spielwitz und Dynamik, wenn The Acacia Strain ihre Klasse und Erfahrung ausspielen, bis zum abgedrehten Finale. Gewohnt starke Kost mit frischem Wind – mehr braucht es nicht zum vollkommenen Glück.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 24.10.2025
Erhältlich über: Rise Records / BMG Rights Management (Universal Music)

Website: youaresafefromgodhere.com
Facebook: www.facebook.com/Theacaciastrain

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Category: Magazin, Reviews

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