Psychonaut – World Maker

| 20. Oktober 2025 | 0 Comments
Psychonaut

(c) Christophe Brysse

Eine Zeit einschneidender persönlicher Veränderungen liegt hinter Psychonaut. Kurz nach dem Ende des Tourzyklus zu „Violent Consensus Reality“ erfuhr Gitarrist Stefan de Graef, dass er Vater werden würde. Nach der Geburt seines Sohns wurden bei den Vätern von de Graef und Thomas Michiels fortgeschrittenen Krebserkrankungen festgestellt. All das veränderte natürlich den Blick aufs Leben, auf die eigene Existenz, auf die Umwelt und die Musik. Und doch geht auch von „World Maker“ erstaunliche Kraft aus.

„And You Come With Searing Light“, der erste für dieses Album geschriebene Track, verbindet pure Euphorie mit blinder Wut und bringt dabei zwei Kernemotionen auf den Punkt. Psychonaut klingen zwischenzeitlich so ruhig, melodisch und proggy wie selten, beeindrucken mit virtuoser Musikalität und hellem Gesang. Bevor man sich jedoch komplett den endlosen Modern-Prog-Weiten hingibt, erschüttern etatmäßige Growls und Screams das imaginäre Gebälk, torpedieren die Hochstimmung und zeigen die Dualität des Seins der letzten Jahre. Dass „Origins“ im direkten Anschluss vornehmlich auf instrumentale Kunst setzt, stellenweise an Tool erinnert und Djent-Anspruch nebst Blackened-Geballer stellt, passt ins Bild.

Hinter der imaginären Fassade verbirgt sich erdrückende Schwere, und „Stargazer“ bringt das auf den Punkt. Intime, fast balladeske Momente purer Prog-Synergien kollidieren mit scharfkantiger Rage, mit purer Explosivität und zugleich alles umarmenden Passagen, die letztlich doch die Oberhand gewinnen. In „Endless Currents“ ist es hingegen umgekehrt, wenn herrlich melodische Fanfaren von Post-Metal-Aggression abgelöst und verfremdet werden. Dieser stete Kampf wogt ebenso im finalen „Endless Erosion“, der Quasi-Fortsetzung, die gerne mal die Fassung verliert und sich doch dem Nachthimmel öffnet.

Schwer greifbar, ungemein herausfordernd, wunderschön und zugleich zerstörerisch: Psychonaut überschreiten eigene Grenzen bewusst und deutlich, fordern sich selbst heraus, beschreiten neue Wege mit vertrauten Mitteln. „World Maker“ schafft es nicht ganz, das herausragende Niveau der beiden Vorgänger zu erreichen, was allerdings kein Grund zur Sorge ist. Der bewusste Sprung in Richtung mehr Dynamik, mehr Melodie und mehr Progressivität begleitet die Belgier auf der Suche nach der eigenen Mitte, wenn doch die Welt um sie herum aus den Fugen geraten ist. Hierbei könnte es sich um ein Übergangsalbum handeln, wenngleich die Richtung noch nicht ganz klar ist. Dass hier weiterhin fantastische Musikalität auf neuen Anspruch trifft, ist unbestritten. Psychonaut erweitern ihren Post Metal bewusst. Über Stock und Stein geht man gerne mit.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 24.10.2025
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/psychonautband

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Category: Magazin, Reviews

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