Sunniva – Hypostasis

| 15. September 2025 | 0 Comments
Sunniva

(c) Aleks Talve

Düstere, unheilvolle Klänge und ein Hauch von Sonnenschein – ein musikalischer Spagat, der Sunniva in die Wiege gelegt wurde. Für seinen Bandnamen lehnte sich das Quartett an ’sunnigfu‘ an, ein altenglischer Begriff für ‚Geschenk der Sonne‘. Und so darf der Sound gerne ab und an hell erleuchten, wiewohl die Herren aus der finnischen Stadt Turku nach einer Single und zwei EPs erst einmal fast fünf Jahre verstreichen ließen. Ihr erstes komplettes Album „Hypostasis“ geht dafür nun mit wachsender Begeisterung durch die imaginäre Decke.

Melodische Großtaten und eingängige Hymnen braucht man sich aber keinesfalls erwarten, denn das implizierte Licht wird bedächtig eingesetzt. Wie im abschließenden „Hung From The Sky“, das erst einmal in brutale, errdückende Sludge-Untiefen hinabsteigt und sich nahezu trostlos gibt, nur um einen feinsten Hauch von Klargesang einzustreuen und damit aufhorchen zu lassen. Wie sich der Nebel im Abgang lichtet und für spirituelle Erhabenheit sorgt, ist mindestens so spannend wie die gemächliche Kompromisslosigkeit von „Mercurial Bloodstreams“, das fünf Minuten lang durch luftleeren Raum schreitet und mit seiner heiseren Wut komplett erschlägt.

Und diese Wut haben Sunniva für sich gepachtet, siehe und höre unter anderem „Valovaltimo“, das gemeinsam mit Lotta Green (Svarta Havet) im Zeitlupentempo durch Sludge und Doom schreitet, kleinere melodische Ansätze zwar kurz zulässt, jedoch ebenso schnell wieder im Keim erstickt und durch abgedrehtes Kreischen ersetzt. In „Sun Funeral“, das sich seinen Titel redlich verdient hat, finden letztlich beide Welten wieder zusammen, so schwerfällig und wohlig ernüchternd wie menschenmöglich. Denn die Finnen lassen zwar harmonischen Klargesang und klassischere Doom-Motive zu, ja sogar eine verzaubernde Frauenstimme, aber eben auch monolithische Intensität, die sämtliche Sinne betäubt.

Der permanente Ritt durch gerne konträre, doch stets belebende Extreme bekommt Sunniva gut und entlohnt die recht lange Wartezeit auf ihr erstes komplettes Album. Die sprichwörtliche Summe der einzelnen Teile liefert großes Sludge-Kino ab, das abstoßende Hässlichkeit und vorsichtige Hoffnung prima vereint, dessen desolate, zermürbende Intensität enthusiastisch durch Mark und Bein fährt, das ebenso im richtigen Moment bessere Tage herbeisehnen lässt. „Hypostasis“ ist das, was man im besten Sinne eine runde Sache nennt, während sich das Nervenkostüm quasi automatisch zerfleischt – eine beeindruckende Grenzerfahrung.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 19.09.2025
Erhältlich über: Svart Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/sunnivadoom

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Category: Magazin, Reviews

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