Zatokrev – …Bring Mirrors To The Surface

| 28. August 2025 | 0 Comments
Zatokrev

(c) Matthias Willi

Vorsicht, jetzt setzt es erst einmal ein paar Zahlen: zehn Jahre seit dem letzten Album, sieben Jahre seit dem letzten Release und über drei Jahre seit Fertigstellung. Die Mühlen bei Zatokrev mahlten zuletzt extremst langsam. Wie ihre einstigen Split-Partner Minsk kehren die Schweizer ebenfalls nach ausgedehnter Durststrecke zurück. Dazwischen liegen einige Umbesetzungen, diverse persönliche Rückschläge und Veränderungen, die zweifelsohne ihre Spuren hinterließen. Und doch knüpfen sie mit „…Bring Mirrors To The Surface“ in vielerlei Hinsicht nahtlos an den Vorgänger an.

Denn tatsächlich bringt man damit das Konzeptalbum „Silk Spiders Underwater…“ zu einem kraftvollen Abschluss und versucht sich zugleich noch weiter in Richtung Decke zu strecken, ob melodisch oder brachial. „Blood“ bringt tatsächlich mehr von allem mit. Der gemeinsam mit Inezona gebastelte Track – Kollaborationen sind ein Eckpfeiler dieser Platte – schwingt sich zu fast unerträglicher Intensität auf, bemüht massivste Wände, spielt mit Post-Hardcore-Schwere, holt sich etwas Psychedelia hinzu und tappt durch endlose instrumentale Zwischenwelten, knüppelhart und feinsinnig zugleich. Stets zwischen Extrem pendelnd, entsteht ein gewaltiger Track.

Größer ist nur „Deep Dark Turns Green“, für das sich Minsk als kongeniale Partner zurückmelden. Mächtige, monolithische elf Minuten schaffen es tatsächlich souverän, die sprichwörtliche Spannung zu halten, von geradezu himmlischen und idyllischen Momenten bis hin zu gewaltigen Post-Metal-Wänden, deren Wucht schwer in angemessene Worte zu kleiden ist. Hingegen geht es „Unwinding Spirits“ brutal und ungeschliffen an. Manuel Gagneux (Zeal & Ardor) drückt dem giftigen Sludge-Track seinen Stempel auf, wobei der hymnische, fast elegische Klargesang im Schlussdrittel ebenso unter die Haut geht wie der kompromisslose Post Black Metal von „The Only Voice“, dessen rasende Wut mit ungebrochener Wucht zuschägt, wieder und wieder.

Mehr als eine Stunde Musik ist nach all dieser Zeit eine schöne Sache, erschlägt aber erst einmal. Das überlebt man jedoch, denn inmitten dieses musikalischen Dickichts tun sich packende Welten auf, so vielschichtig wie intensiv und aufwühlend. Zatokrev holen rohe Emotionen an die Oberfläche und schrauben vor allem den melodischen Anteil nach oben, fast hymnisch, doch nie unnötig eingängig. Der nächste Abgrund wartet und fällt noch heftiger aus, mit unfassbarer Urgewalt und einer Gästeliste, die sich mehr als sehen und hören lassen kann. „…Bring Mirrors To The Surface“ ist eine kleine Post-Metal-Großtat, die viel Geduld benötigt – und die braucht man angesichts der monolithischen Dimensionen, krassen Stimmungswechsel und erschlagenden Arrangements selbst in den lichten Momenten in rauen Mengen. Es macht sich mehr als bezahlt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 29.08.2025
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Website: zatokrev.com
Facebook: www.facebook.com/ZATOKREV

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Category: Magazin, Reviews

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