Morag Tong – Grieve

| 4. Oktober 2023 | 0 Comments
Morag Tong

(c) Felix Bartlett

Achtung, Geheimtipp: Mit ihrer ersten EP und ihrem ersten Album trafen Morag Tong nicht nur den Nerv des Londoner Underground. Ihr wuchtiger Stoner-Rock-Sound, der unter anderem mit Doom, Sludge und Psych liebäugelt, verbindet Heavyness mit Atmosphäre, angenehm unvorhersehbar und massiv, zudem mit einer gewissen Liebe fürs Detail ausgezeichnet. Für ihren Zweitling sind sie nun bei Majestic Mountain untergekommen und nützen die größere Bühne für „Grieve“, das laut Sänger und Schlagzeuger Adam Asquith die goldene Mitte zwischen Schmerz und Gefahr, Schönheit und Lebenslust findet.

Die herrliche Gemächlichkeit des eröffnenden „At First Light“ täuscht, denn kaum haben Morag Tong ihre massiven Klangwälle aufgezogen, ist es um einen geschehen. Bezaubernder Gesang und leidgeplagte Screams wechseln einander ab, die süßliche Note in den entstellten Gitarren kommt gut. Das anschließende „Passages“ fällt mit der Tür ins Haus und bemüht Sludge-Druckwellen der hässlichen, entstellten Art. Nahezu unerträgliche Intensität betont die faulige, zermürbende Seite des Genres, doch lassen sich auch hier herrliche Doom-Riffs erkennen. Davon gibt es in „A Stem’s Embrace“ mehr, zugleich betont langsam zerbrüllt. Ordentlich Distortion sorgt für die nötige Würze.

Ein einziger 20 Minuten langer Song nimmt die komplette B-Seite ein: „No Sun, No Moon“ bündelt sämtliche Qualitäten der Londoner in einen überdimensionalen Monolithen. Dieser fängt noch dazu unscheinbar an, irgendwo zwischen Psychedelic Rock und Transistor-Party angesiedelt, sich betont langsam vorantastend. Minutenlang passiert gefühlt nichts, werden feinste Melodiespuren hinzugenommen, bis klare Gitarren, erdrückende Distortion und verzweifelte Screams schließlich kollidieren. Was hier an Atmosphäre gebastelt wird, kommt einem Geniestreich nahe. Kleinere Zäsuren, wütende Explosionen und ein schleppendes, semi-versöhnliches Finale brechen den letzten Widerstand.

Zäh, schwerfällig, und doch so dynamisch und vielschichtig – das sind nur einige der gefühlt unzähligen Widersprüche, die auf „Grieve“ greifbar gemacht werden und den Prozess des Trauerns in all seiner Komplexität greifbar machen. Stoner-Klänge bleiben das ungefähre Fundament, doch zieht es Morag Tong mehr und mehr in unterschiedlichste Richtungen. Mal brachial und doomig, dann von massivem Sludge getragen, später rifflastig und voller Atmosphäre: Der Zweitling des britischen Quartetts geht so schnell nicht aus dem Kopf und verpasst dem Herbst-Blues einen gewaltigen Arschtritt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 06.10.2023
Erhältlich über: Majestic Mountain Records

Facebook: www.facebook.com/moragtongband

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Category: Magazin, Reviews

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