The Temple – Of Solitude Triumphant

| 7. Dezember 2022 | 0 Comments
The Temple

(c) Kostas Vlachos

Heißt Doom Metal eigentlich, dass man sich auch beim Schreiben und Veröffentlichen neuer Musik ordentlich Zeit lassen muss? Zumindest scheint das bei The Temple der Fall zu sein. Das griechische Quartett benötigte zehn Jahre zwischen Bandgründung und Release des ersten Albums, das nun wiederum sechs Jahre auf dem Buckel hat. „Of Solitude Triumphant“ ist eine Konzeptplatte über die Seelenreise von der Erschaffung über Leben, Tod und Wiedergeburt bis hin zum Frieden im ewigen Licht.

In der epischen Ruhe liegt die Kraft, und das gut zehnminütige „The Foundations“ hat davon eine ganze Menge. Vorsichtig, fast schon schüchtern bauen sich die gemächlichen Breitseiten auf. The Temple sind hörbare Verfechter episch-melodischer Klänge, auch wenn das Riff rund um die Ein-Minuten-Marke eigentlich mehr Urgewalt andeutet. Macht aber nichts, denn aus dieser gefühlten Unruhe entwickelt sich ein hymnisches, sakrales Epos. Spirituelle Grenzerfahrungen, einer beklemmenden Messe gleich, verpassen der Monstrosität emotionale Intimität. Der Gigant wächst weiter, ohne sich dabei auf übermäßige Variationen zu verlassen. Es passiert nicht gerade übermäßig viel, was aber mehr als in Ordnung ist.

Die Gangart bleibt insgesamt zurückgenommen, von Zwischensprints halten The Temple herzlich wenig. Gefühlt werden die Tracks sogar noch langsamer, wie das abschließende „The Lord Of Light“ eindrucksvoll demonstriert. Griftegård lassen grüßen, wenn kurze melodische Einschübe durch das Arrangement zucken, abermals zieht das Riffing in deutlich härtere Gefilde und fängt sich doch am Höhepunkt. Erdrückende Schwere mit heulenden Gitarren zerlegt etwaige Erwartungen an gängige Songstrukturen mit einem lässigen Schulterzucken, wiewohl der Gesang abermals zum Niederknien ist.

Recht stur ziehen The Temple ihren Stiefel durch, was absolut okay ist – auch das ist irgendwie Doom und passt zur recht zurückgelehnten Haltung der Griechen. „Of Solitude Triumphant“ bedient die traditionelle bis traditionsbewusste Seite des Genres, die sich melodischer Gemächlichkeit verschrieben hat. Entsprechend könnte diese Platte auch vor drei, vier Jahrzehnten erschienen sein, wirkt dabei aber frisch bis zeitlos – eine seltene Kunst, die The Temple beherrschen. So muss Doom.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 09.12.2022
Erhältlich über: I Hate Records

Facebook: www.facebook.com/the.temple.doom.metal

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Category: Magazin, Reviews

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