Sleep Waker – Alias

| 20. Juli 2021 | 0 Comments
Sleep Waker

(c) Eric Overway

Was ist echt, was eine Illusion? Kann man das in Zeiten von Virtual Reality und Deepfakes überhaupt verlässlich sagen? Dieses Spannungsfeld zwischen Schein und Sein erklären Sleep Waker kurzerhand zur Bühne. Das Quintett aus Grand Rapids, Michigan kann bislang auf ein Album und eine EP sowie diverse Live-Aktivitäten zurückblicken. Nun geht der Mix aus Metalcore, Hardcore und Beatdown mit „Alias“ in die nächste Runde.

Und diese Runde klingt tatsächlich eine Spur vielschichtiger. So macht „Skin“ zweieinhalb Minuten lang Cyber-Dampf mit vertrackten Hardcore-Attacken. Dann bricht plötzlich klarer Gesang durch den Nebel und begleitet zum himmlischen Abgang. Typischer ist allerdings ein Track wie „110 Minutes“, der sich um Druck und Dynamik bemüht. Sleep Waker verstehen es, mit dezenten Djent- und Math-Anleihen an die Barrikaden zu gehen und wiederholt mit voller Wucht gegen diese zu treten. Das Ergebnis klingt angenehm futuristisch, ohne jedoch auf Zwang und Druck das Rad neu zu erfinden.

Wobei, eine kleine Neuerung versucht das US-Quintett doch und schlägt mit „Distance“ ein reduziertes, düsteres Kapitel auf. Semi-balladeske Strukturen treffen auf vertraute Intensität, es wird angenehm schwerfällig und unbequem, zudem melodisch. Klar klingt das gewöhnungsbedürftig, aber eben auch richtig gut. Natürlich haben Sleep Waker weiterhin mehr als ausreichend vertraute Kost an Bord, darunter das sperrig-eingängige „Melatonin“. Konzentriert und gezielt eingesetzter Klargesang flackert nur für wenige Sekunden auf, dafür doppelt und dreifach hell. Rundherum wird es heavy, verkopft und erbarmungslos.

Diese Erbarmungslosigkeit liegt Sleep Waker, trotzdem unterhalten die kleinen frischen Einfälle, die musikalische Auflockerung zwischen aussichtsloser Düsternis und melodischer Öffnung. „Alias“ denkt das technisch anspruchsvolle Beatdown-Konzept folgerichtig weiter und wagt in jeder Hinsicht mehr. Hymnische Momente und minimalistische Ansätze kollidieren mit purer Intensität, angedeuteter Polyrhythmik und derber Cleverness. Evolution definitiv gelungen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 23.07.2021
Erhältlich über: UNFD (Membran)

Facebook: www.facebook.com/sleepwakerband

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Category: Magazin, Reviews

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