Endseeker – Mount Carcass

| 13. April 2021 | 0 Comments
Endseeker

(c) Toni B. Gunner

Endseeker waren nie eine politische Band, obwohl die fünf Mitglieder keinesfalls Geheimnis um ihre Einstellung und Haltung machten. Die letzten beiden Jahre seit dem Release von „The Harvest“ bewegten die deutsche Death-Metal-Formation jedoch dazu, ihre Meinung in die Musik einfließen zu lassen. „Mount Carcass“, so der Titel ihres neuen Albums, verwendet den Aufstieg auf das Dach der Welt als Metapher für eine Gesellschaft, die von Geld und Wahnsinnigen regiert, von politischem Wandel und globalen Herausforderungen bestimmt wird. Aus der Unsicherheit – die neuen Songs wurden während der Pandemie geschrieben, welche jegliche Tour-Aktivitäten verhinderte – entsteht Bedrohung, und genau das ist in so ziemlich jedem Track greifbar.

Zu den wichtigsten Exkursen dieser Platte zählt „Merciless Tide“, das sich dem hohen Eskalationspotenzial von Verschwörungstheorien – siehe der Sturm auf das Kapitol oder das Pulverfass der Wiener Corona-Leugner-Demos – widmet. Passenderweise schwappt der Track erbarmungslos aus den Boxen und setzt die Gefahren wunderbar durch brachiale, dennoch gut durchdachte Wucht um. Endseeker nutzten die erzwungene Downtime und schrieben vornehmlich direkte, rifflastige Tracks. Das macht sich bezahlt, wie „Cult“ sehr eindrucksvoll zeigt. Fieberhafte Druckwellen bahnen sich ihren Weg und treffen in weiterer Folge auf sägende Melodien, die auf diesem Album deutlich prominenter vertreten sind.

Im eröffnenden „Unholy Rites“ kramen die Hamburger ihre altbekannten, willkommenen Zombie-Lyrics hervor und knien sich zugleich tief in den Göteborger Sound, zugleich vom alten Schlag und in den richtigen Momenten ranzig. Der Titelsong „Mount Carcass“ greift das Mount-Everest-Bild erneut auf und arbeitet sich am Überverkauf von Aufstiegslizenzen und dem tödlichen Stau am Gipfel ab – auf die moderne Gesellschaft umgelegt und mit beißendem Punch gekommt umgesetzt. Abschließend setzt es mit „Escape From New York“ sogar eine etwas unerwartete Cover-Version, denn hier schnappen sich Endseeker die Titelmelodie von John Carpenters gleichnamigem Science-Fiction-Klassiker für einen unerwarteten Instrumental-Leckerbissen.

Spätestens jetzt sollten sich Endseeker endgültig in der ersten Death-Metal-Liga festgespielt haben. Der frische, etwas songdienlichere Ansatz mit mehr Riff-Wucht und melodischen Elementen bekommt „Mount Carcass“ gut, zudem macht der ernste Ansatz der Lyrics einiges her. Mit vertrauten Mitteln, schierer Wucht und verdientem Selbstbewusstsein legen Endseeker ein weiteres Powerhouse vor und sorgen für ruppige Unterhaltung mit Herz und Hirn.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 16.04.2021
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/endseekermusic

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Category: Magazin, Reviews

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