Dark Tranquillity – Moment

| 20. November 2020 | 0 Comments
Dark Tranquillity

(c) Daniel Falk

Eigentlich müssten Dark Tranquillity nichts mehr beweisen, tun es aber trotzdem. Im 31. Jahr ihres Bestehens präsentiert sich die Band zu sechst mit gleich zwei neuen Gitarristen – Christopher Amott (ex-Arch Enemy) und Johan Reinholdz (Nonexist) ersetzen das abgewanderte Gründungsmitglied Niklas Sundin – und frischen Ideen. Tatsächlich mussten sie Schweden ihre Neuzugänge etwas zurückpfeifen, um weiterhin auf etatmäßig melodischen Pfaden zu wandeln. „Moment“ befasst sich mit „Was wäre wenn“-Szenarien und kleidet philosophisch angehauchte Gedankenspiele in epische Klanglandschaften.

Tatsächlich klingt die neue Platte wie Dark Tranquillity in Reinkultur – heavy, beißend und doch eingängig. Bereits das eröffnende „Phantom Days“ bietet eine bärenstarke Melodie auf, die sich gleich mehrfach häutet und im Aufbau sogar ein paar poppige Noten anschlägt. „Transient“ bohrt sich noch tiefer in entsprechende Gefilde hinein. Die Handschrift der beiden neuen Gitarristen lässt sich wunderbar heraushören, denn obwohl man sich nicht sonderlich weit vom gängigen Bandsound entfernt, sind doch Spuren aktueller und vergangener Projekte enthalten – catchy, vielschichtig und zugleich überaus wuchtig.

Währenddessen bleiben Dark Tranquillity nicht stehen, obwohl es natürlich reichen würde, einfach nur abzuliefern, nach all dieser Zeit. So beweist unter anderem „A Drawn Out Exit“, dass es das Sextett nach wie vor wissen will. Beißende Finsternis, schroffe Uptempo-Attacken und ein überaus giftiger Mikael Stanne, der zeitweise das Mikrofon samt Kabel zu verschlucken droht, unterhalten. Ebenso wenig verzichtet die Band auf ihre Ohrwurm-Trademarks, und so brennt sich der melodische Stomper „Failstate“ ebenso ein wie das vielschichtige, leicht verschachtelte „Identical To None“ oder das bewegende, mit Klargesang ausgestattete „Standstill“. Für Dark Tranquillity mutet dieser Exkurs beinahe radiofreundlich an, packt aber zu – was man von der abschließenden, etwas käsigen Ballade „In Truth Divided“ leider nicht in vollem Umfang behaupten kann.

Es bleibt bei diesem kleinen Schönheitsfehler am Ende, denn rundherum räumen die Schweden in gewohnt souveräner Manier ab. Vor allem stimmt die Mischung aus vereinzelnten frischen Elementen und gewohnter Wucht. „Moment“ ist ein weiteres packendes Beispiel für klassische Melodic-Death-Kunst ohne Kompromisse. Dark Tranquillity sind auch nach drei Jahrzehnten immer noch in bestechender Form unterwegs, schreiben kleine Hits und fiese Wellenbrecher. Eben alles wie immer, bloß eine Spur energischer und vielschichtiger.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 20.11.2020
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

Website: www.darktranquillity.com
Facebook: www.facebook.com/dtofficial

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Category: Magazin, Reviews

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