Kilter – Axiom

| 26. Februar 2020 | 0 Comments
Kilter

(c) alter-nativ

Viele haben es versucht, nicht wenige sind daran gescheitert: Jazz und Metal können zusammenpassen, wenn alles stimmt. Die Fusion beider Welten fördert komplexe, groovende und im besten Sinne eigenartige Musik zutage. In diesem Avantgarde-Umfeld fühlen sich Kilter wohl. Das Instrumental-Trio – Bassist, Drummer, Saxophonist – aus Brooklyn kann auf namhafte Kollaborationen und hervorragende Ausbildung zurückblicken. Auf ihrem Debütalbum „Axiom“ setzen sie diese Fähigkeiten nun gekonnt kurios um.

Einzelne Kapitel aus dieser Mischung aus Fragmenten und Longform-James herauszulesen, ist nicht gerade leicht. Vielleicht sollte man auf die Gästeliste achten. Scar Symmetry-Veteran und Meshuggah-Tour-Gitarist Per Nilsson wirkt am überlangen Rausschmeißer „Spherical Bastards“ mit. Der Gitarrensound ist unverkennbar, das endlose Solieren über minimalistischen Groove eine Wohltat. Und ja, das Outro verstört. Avantgarde-Meisterin Andromeda Anarchia taucht in „Out Of Kilter“ mit einer furioser Vocal-Performance auf – die tiefen Growls fahren durch Mark und Bein – und packt eine bluesig-jazzige Gitarre obendrauf. Zuweilen erinnert das Ergebnis an herrlich wilden Dark Jazz.

Kilter können aber auch ohne Unterstützung sympathisch weird sein. Das kurze, intensive „Kafkanated“ macht seinen Namen zum Programm. Das Duell von Saxophon und Effektgeräten kann verstören, unterhält aber mindestens so sehr wie der Opener „Ax & Spear“. Wiederholte kleinere Fades, martialisch wuchtige Drums und breakdown-artige Einschübe drehen mit Wucht am Rad. Wer sich hingegen eher für die Jazz-Chops des Trios interessiert, lässt sich von „From The Caves Of The Quram“ den Verstand rauben – zumindest bis urplötzliche Grind-Explosionen das Geschehen ad absurdum führen.

Langsam ausatmen, umdrehen und wegschleichen: Das kontrollierte Chaos wäre überstanden. „Axiom“ ist definitiv Jazz Metal für Fortgeschrittene. Kilter entscheiden sich für die extreme Seite des Genres, spielen mit Death und Grind, mit Aggro-Prog und martialischem Groove. Was zunächst überfordert, scheint mit der Zeit eine eigensinnige Form der Ordnung zu finden. Die Kollision aus Musikalität, Technik und Bauchgefühl überzeugt, auch wenn 08/15-Hörer mit diesem kunstvollen Exkurs definitiv überfordert sein werden.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 28.02.2020
Erhältlich über: alter-nativ

Website: kiltertrio.bandcamp.com
Facebook: www.facebook.com/kiltertrio

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Category: Magazin, Reviews

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