Pound – ••

| 27. Mai 2019 | 0 Comments
Pound

(c) Silent Pendulum Records

Gitarrist Ryan Schutte und Drummer David Stickney halten nichts von linearer Kunst und schon gar nichts vom Stigma des Power-Duos. Die Herren aus Seattle machen als Pound alles betont anders. Gesang gibt’s nicht, dafür einen Mix aus Mathcore, Jazzcore und Djent mit einer neunsaitigen Baritongitarren und zwei Drumkits, in einem 90-Grad-Winkel aufgestellt. Klingt komisch, reißt dafür verdammt noch mal mit. Das zweite Album „••“ verlangt zumindest ein offenes Ohr und einen guten Magen.

Natürlich werden Erinnerungen an Mr. Bungle, Fantômas und The Dillinger Escape Plan wach, doch eigentlich klingt das US-Duo ganz anders. Ihre Songtitel bestehen beispielsweise aus Symbolen für Rhythmusschemen. „x-_-x-_.+._-“ ist für Nicht-Musiker wohl ein Rätsel, der ureigene Groove dieser wahnwitzigen Komposition dafür umso imposanter. Die Mischung aus manischen Riffs und tiefen Tönen der Gitarre, gepaart mit hektischer, sich überschlagender Polyrhythmik und gelegentlichen jazzigen Einschüben lässt um Luft ringen. Hier ruhig sitzen zu bleiben, ist eigentlich unmöglich.

Die konstante und konsequente Eskalation ist das Markenzeichen einer Platte, die wie aus einem Guss wirkt, gewisse Kapitel aber dennoch für sich funktionieren lässt. So mutet „x-_x-_x-x-x-_x-_x-_x-x_x-x-“ wie ein Sprung in media res an. Es gibt gar keine Gelegenheit, sich mit der unorthodoxen Rhythmik vertraut zu machen. Der zuckende Auftakt, die plötzliche Tempoverschärfung, die zwischendurch eingestreuten Groove-Passagen, wütende Double-Bass-Salven, konzentrierte Verdichtung zum Schluss und ein Hauch von Anti-Melodik hinterher – was passiert eigentlich gerade?

„••“ ist wohl eine jener Platten, die man liebt oder hasst. Ein Mittelweg ist aufgrund der überaus anspruchsvollen und polarisierenden Gestaltung des Pound’schen Sounds undenkbar. Man muss ein Herz für Math und Jazz haben, um die geschickt inszenierten Stilbrüche, das konstant wechselnde Tempo, halsbrecherischen Grooves und schrillen Obertöne einigermaßen greifen zu können. Was experimentell-metallische Klänge betrifft, bleibt das Duo aus Seattle aktuell unerreicht. Dafür sorgt das zweite großartige Album in Serie.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 31.05.2019
Erhältlich über: Silent Pendulum Records (US-Import)

Facebook: www.facebook.com/PoundBand

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Category: Magazin, Reviews

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