65daysofstatic – Wild Light
Irgendwann, so scheint es, sind 65daysofstatic ein wenig vom Kurs abgekommen. Die instrumentalen Post Rock-Spezialisten aus dem britischen Sheffield entdecken 2010 auf „We Were Exploding Anyway“ elektronische Klänge für sich und brachen mit der traditionellen Gitarren-Formel. In der Zwischenzeit veröffentlichte das Quartett eine EP und ein durch Crowdfunding entstandenes Soundtrack-Album mit wenig neuen Erkenntnissen. In Form von „Wild Light“ steht nun die Platte nach der großen Trendwende in den Startlöchern. Viel geändert hat sich jedoch nicht.
Das vorangeschickte „Prisms“ erinnert anfänglich ein wenig an einen Remix aus der jüngeren Linkin Park-Vergangenheit. Zwar bleiben der hektische DnB-Beat und die schneidenden Synthis erhalten, der Unterbau wird jedoch in weiterer Folge humaner. Gitarren und Bass setzen ein, zerschießen das Electro-Konstrukt zunächst, nur um es im großen Finale zu verstärken. 65daysofstatic lassen beide Welten aufeinander prallen und erzeugen dabei ein faszinierendes Stück Musik, das erst nach einigen Durchläufen hängen bleibt. Dabei ginge es auch viel einfacher: „Heat Death Infinity Splitter“ eröffnet das Album relativ geradlinig, zwar ebenso mit Computer-Anteil, wohl aber deutlich entspannter und gleichförmiger, methodischer.
In weiterer Folge wird es geradezu spektakulär, es gibt Musik für jeden Geschmack. So knisternd elektronisch und hochmodern die Breakdowns auch sein mögen, die instrumentalen Rock-Anteile dominieren das knapp sieben Minuten lange „Sleepwalk City“ und machen daraus ein Epos, das an der Klippe zur Matrix balanciert. „Taipei“ versteht sich hingegen auf klare Melodien und übersichtliche Struktur, wirkt gegen den Rest der Platte euphorisch. Am besten kommt der 65daysofstatic’sche Hybrid-Sound in „Blackspots“ zu tragen, dessen massives Bassgewitter wahlweise die Band überlagert oder die Post Rock-Exkurse bereichert, immer wieder anschwellt und neben den hektischen Drums wie eine Art Motor wirkt.
„Wild Light“ ist sicherlich ein Album, das man auf sich wirken lassen muss, das sich erst nach mehreren Durchläufen erschließt. Vocals gibt es keine, einzig das kurze Sample zu Beginn ‚erhebt‘ seine Stimme. Auf prominente Gäste verzichtet man und lässt stattdessen die Musik sprechen. Die Kombination von Post Rock und Electronica wirkt noch eine Spur kompromissloser, greift nun endlich vollends ineinander. Songs wie „Prism“ und „Blackspots“ gehören, auch wenn Puristen ob der Synthis und Sequencer die Nase rümpfen mögen, mit zum Besten, was die Briten je aufgenommen haben.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 13.09.2013
Erhätlich über: Superball Music (Universal Music)
Website: www.65daysofstatic.com
Facebook: www.facebook.com/65propaganda
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