Züül – To The Frontlines

| 13. Dezember 2012 | 0 Comments

Züül

Manche Muster und Sounds wiederholen sich – das ist nicht nur im Metal so, dieses Phänomen ist in sämtlichen Musikrichtungen zu beobachten. Das große Thrash-Revival ist schon wieder passé, Retro-Rock geht immer noch und auch klassische Metalklänge sind längst wieder (bzw. immer noch) große Mode. Hier treten nun Züül auf den Plan, die gleich zwei Umlaute benötigen, um sich in ihre engen Jeans zu quetschen. Das US-Quintett steht auf die New Wave of British Heavy Metal und coverte in der Vergangenheit bevorzugt obskure Vertreter dieses Genres, darunter Badger, Crucifixion und Virtue. Auf ihrem zweiten Album „To The Frontlines“ finden sich jedoch ausschließlich Eigenkompositionen, die locker mit den Songs ihrer Vorbilder mithalten können.

Fans von Diamond Head, Blitzkrieg und Konsorten dürfen befreit aufatmen, denn nach einem kurzen, seichten Intro heben Züül so richtig ab: „Show No Mercy“ nimmt keine Gefangenen und bietet all das, was man sich von der NWOBHM erwartet. Brett Batteaus leicht unebene und doch kraftvolle Stimme trifft auf eine treibende Rhythmusabteilung und zweistimmige, abwechselnd melodische und aggressive Gitarren. Gerade der prominent eingesetzte Bass zitiert Iron Maiden, der fiese Mittelteil Judas Priest, die Harmonien Tygers Of Pan Tang. Das folgende „Guillotine“ meistert überdies die Hürde ‚kurzer Song‘ hervorragend, entpuppt sich als schnelle, bissige Hymne mit kaputtem Soloteil und Anzeichen für jenen Sound, den Metallica zur Basis für Thrash Metal erklärten.

Ins Stottern kommt das Bollwerk einzig im Schlussdrittel, dafür aber so richtig. Zunächst wirkt das drei Minuten lange Instrumental „Of The Fallen“ vollends ziellos und überflüssig, senkt den zuvor hohen Energielevel drastisch. Das folgende „Bounty Land“ kann sich zwar kurzzeitig mit einem leicht abgegriffenen aber dennoch einprägsamen Riff erholen, fällt im ruhigen, nachdenklichen Mittelteil aber komplett aus. Plötzlich ist sie davon, jene manische Dynamik, die das Album zuvor angetrieben hatte und im mächtigen „Heavy Lover“ – ein Track, der stellenweise wie die Basis für Exodus‘ „Bonded By Blood“ klingt – seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Das abschließende „Waste Of Time“ stottert mit seinem psychedelisch anmutenden Prog-Mittelteil zwar auch ein wenig, kommt jedoch wesentlich schneller wieder auf die Beine und mündet in eine klassische Doppel-Lead-Attacke der Gitarrenfraktion. Authentischer kann man diese Platte nicht abschließen.

Züül stehen sich selbst im Weg, haben für Fans der New Wave of British Heavy Metal wirklich alles mit an Bord, was das Herz begehrt, und beweisen ein Händchen für bissige Riffs und eingängige Refrains. Gerade die ruhigen Momente schwächeln jedoch ordentlich – ein Punkt, den es dringlich zu verbessern gilt. Rundherum schneidern die US-Amerikaner jedoch heroische Hymnen und machen damit „To The Frontlines“ zu einem Früh-80er-Metal-Leckerbissen mit Grower-Potential. Leidenschaftlichere Zwillingsäxte gibt es kaum.

Wertung: 7/10

Erhältlich ab: 14.12.2012
Erhätlich über: High Roller Records (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/zuulheavymetal

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Category: Magazin, Reviews

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