Rotten Sound – Mass Extinction
(c) Mika Aalto
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, doch wenn es nicht bald einschneidende Veränderungen gibt, ist der endgültige Untergang nur eine Frage der Zeit. Keijo Niinimaa, Frontmann von Rotten Sound, wählt drastische wie richtige Worte für den globalen Status Quo und münzt exakt das in den Sound seiner Band um. Die Grindcore-Legenden zerlegen seit mittlerweile 32 Jahren weltweit sämtliche Bühnen und sind dabei der Ursprünglichkeit des Genres – kurz, knapp und brachial – treu geblieben. Zweieinhalb Jahre nach „Apocalypse“ langt die EP „Mass Extinction“ ähnlich beherzt zu.
Und das natürlich so unmittelbar wie menschenmöglich, mit acht Songs in knapp zehn Minuten. Natürlich gilt es, keine Zeit zu verlieren, und so explodiert „Recycle“ sogleich förmlich aus den Boxen. Eine pointierte Abhandlung über Konsumverhalten und Greenwashing klingt so erdrückend und zermürbend wie möglich, als unnachgiebige High-Speed-Attacke vorgetragen, die auf einmal in sich zusammenfällt und den Groove entdeckt. Die Ausbeutung der Erde und der Menschheit erhält in „Ride To The Future“ einen entsprechend apokalyptischen Soundtrack, dann findet sich „Gone“ mit dem Untergang ab; er ist unvermeidbar.
Der Untergang ist aber auch gesellschaftlicher Natur, siehe die in „Polarized“ angesprochene, nun ja, Polarisierung von Meinungen, die Grundrechten widersprechen, oder auch die zunehmende Paranoia der Menschheit, die „Brave New World“ auf einen konstanten Fluss von Falschinformationen zurückführt und dafür die Schlagzahl tatsächlich ein weiteres Mal deutlich erhöht. Letztlich fühlt man sich der Wirklichkeit gegenüber taub, einzig „Empty Shells“ bleiben zurück. Der zermürbende Groove-Part passt ins Bild und rüttelt in „Idealist“ schließlich wach. Es muss besser werden, auch wenn es dafür vermutlich zu spät ist. Die zähen, noisigen Schleifen und Vocal-Samples des abschließenden Titelsongs passen perfekt ins Bild.
Haben Idealisten heutzutage noch eine Chance? Können sich Empathie und gegenseitige Rücksichtnahme doch behaupten? Rotten Sound zeichen ein düsteres, zutiefst realistisches Bild einer vielleicht bereits unwiederbringlich gekippten Welt. „Mass Extinction“ schmerzt, brennt, rüttelt wach – es geht nicht anders. In nach wie vor fantastischen, kompromisslosen Grindcore gekleidet, bleiben sich die Finnen treu und liefern in vertrauter Höchstform ab.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 12.12.2025
Erhältlich über: Season of Mist (SPV)
Website: rottensound.com
Facebook: www.facebook.com/RottenSoundOfficial
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