Dimscûa – Dust Eater

| 19. Dezember 2025 | 0 Comments
Dimscûa

(c) Dimscûa / Big Scary Monsters

Eine alte Binsenweisheit besagt, dass man für das erste Album das ganze Leben Zeit hat. Ganz so lange dauerte es bei Dimscûa zwar nicht, doch gönnte man sich jede erdenkliche Zeit für den Auftakt. Das Quintett aus dem britischen Berkshire besteht aus alten Freunden, die nach mehreren persönlichen Verlusten begannen, Trauer in ihrer Musik zu verarbeiten. Über vier Jahre ließen sie sich Zeit, um ihr erstes, in Eigenregie erschienenes Album zu perfektionieren. „Dust Eater“ bekommt aktuell verdienten Rückenwind, brachte die Band zu Big Scary Monsters, wo im Februar ein Vinyl-Re-Release erscheinen wird – Grund genug, diese Platte genauer unter die Lupe zu nehmen.

Es sind ’nur‘ vier überlange Kapitel, die letztlich doch alles sagen. Wie „Elder Bairn“, der vorsichtige und nervöse Opener, der das Vorantasten perfektioniert und dem wütenden, verzweifelten Wahnsinn Dimscûas nur langsam Platz macht. Alex Rowlands‘ heisere Screams fahren durch Mark und Bein, doomige Schwere bereitet nur langsam auf den massiven Klangwall zwischen Sludge und Post Metal vor, dessen monumentale Dimensionen und angedeutete Anmut wieder und wieder zerschlagen werden. Im direkten Anschluss arbeitet sich „The Dusteater“ so vorsichtig, so behutsam wie menschenmöglich an das Geschehen heran. Am Anschlag operierende Stimmbänder kollidieren mit dröhnender Heavyness und der auf das Wesentliche destillierten Hässlichkeit des Seins, bevor der Schlussakt erstaunlich epische Gefilde ansteuert.

„Existence/Futility“ beginnt hingegen in media res, kennt keine falsche Zurückhaltung und schlägt mit wachsender Begeisterung um sich. Die rohe, ungefilterte Urgewalt kollidiert mit Ansätzen einer Melodie, Cult Of Luna rücken näher und näher. Hier setzen die Briten triumphale Zäsuren frei, unterkühltes und doch selbstbewusstes Understatement, bevor die nächste Druckwelle mit ungeahnter Vehemenz zuschägt. Schließlich macht der Zehnminüter „On Being And Nothingness“ das sprichwörtliche Licht aus und bemüht die fragilsten, emotionalsten Momente des gesamten Einstands. In der erste Hälfte klopfen Dimscûa an der Tür der permanenten Vergänglichkeit, nur um ungefilterter Wut freien Lauf zu lassen. Selbst ein falsches Ende mischt hier mit, bevor verstörende Melancholie und klare Härte den plötzlichen Kollaps befeuern.

Dass sich die Band für ihr erstes Album richtig viel Zeit genommen hat, ist nicht zu überhören. Jede Note, jeder Ton befindet sich an der richtigen Stelle und trägt etwas zur beklemmenden, erschütternden, schwer in auch annähernd angemessene Worte zu kleidenden Atmosphäre bei. „Dust Eater“ macht die Art und Weise, wie Trauer wieder und wieder in lähmenden Wellen erfasst, auf eindrucksvolle Weise greifbar, bringt Wut und Verzweiflung zusammen, lässt gelegentlich den feinsten Hauch von Hoffnung aufkommen. Dimscûa gelingt ein monumentaler Auftakt, ein Nachfolger soll im Laufe des kommenden Jahres erscheinen.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: digital bereits erhältlich, Vinyl ab 20.02.2026
Erhältlich über: Big Scary Monsters

Facebook: www.facebook.com/DimscuaUK

Slider-Pic (c) Dimscûa / Big Scary Monsters

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES