Bygone – Bygone

| 11. Dezember 2025 | 0 Comments
Bygone

(c) Connie Carpenter

Klassische Metaltöne sind und bleiben unsterblich; das zeigen junge und hungrige Bands, die sich den Riffs längst vergangen geglaubter Tage widmen. Die US-Formation Bygone reiht sich nahtlos in diese Riege ein. Für das Sextett aus Boston dreht sich alles um die Klassiker, wenngleich frisch und im besten Sinne unerhört dargeboten. Ihr erstes Album heißt schlicht und ergreifend „Bygone“, platziert sich irgendwo zwischen Hard Rock und Heavy Metal, und kramt das Keyboard erfolgreich aus der Mottenkiste hervor.

Gleich zu Beginn launcht das US-Sextett einen Giganten: „Lightspeed Nights“ nähert sich der Acht-Minuten-Marke an und beginnt mit filigraner Spielkunst, klassisch und erhaben, während die Keys die imaginäre Brücke zwischen Led Zeppelin, Deep Purple und Konsorten schlagen. Die Vocals erinnern hingegen im besten Sinne an Phil Swanson von Seamount, kernig und kraftvoll, charakterstark und ungewöhnlich. Der ellenlange Aufbau zu einem Achilles-artigen Crescendo nebst zweistimmigen Leads und konstantem Drive nach vorne (die Rhythmusabteilung leistet nicht nur hier ganze Arbeit) lässt den Song weiter und weiter wachsen, bis zum fast orchestralen Finale.

Tief durchatmen und weitermachen – zum Beispiel mit „The Last Horses Of Avalon“, das erst einmal das Tempo herausnimmt und die Muskeln spielen lässt. Während das Intro noch auf die falsche Fährte führt, offenbart sich dahinter ein wunderbar getriebener Rocker mit schwerfälliger, metallischer Schlagseite. Fast unmerklich zieht sich eine Art imaginäre Schlinge zu, einmal mehr durch schillerndes Keyboard-Spiel abgerundet. Diese bekömmliche Eigenwilligkeit strahlt auch „Take Me Home“ aus und bringt sogar stellenweise ein wenig frühes Prog-Feeling mit, lässt selbst die Gitarren singen und dockt zwischenzeitlich bei etwas Psychedelia an. Was zunächst ein wenig verwundert, fügt sich letztlich prima zusammen.

Und exakt das zeichnet diesen Einstand letztlich aus. Gerade der verstärkte, im eher trockenen und weniger theatralischen Hard-Rock- und Heavy-Metal-Bereich selten gewordene Keyboard-Einsatz drängt wieder und wieder in verspielte, spacige und verworrene Gefilde, hat sogar einen leichten Fantasy-Touch und passt letztlich perfekt zum erdigen, herzhaften Sound des US-Sextetts. Bygone haben – im besten Sinne – eine sehr eigenwillige Sicht auf die proto-metallische Essenz und schaffen es tatsächlich wie aus der Zeit gefallen zu klingen, ohne dabei dieselben x-beliebigen Riffs runterzuspielen. „Bygone“ wirkt frisch, mutig, spielfreudig und geht nicht mehr aus dem Kopf – eine willkommene, begeisternde Seltenheit in diesem Bereich.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 12.12.2025
Erhältlich über: Svart Records (SPV)

Bandcamp: bygonerocknroll.bandcamp.com

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Category: Magazin, Reviews

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