Blindfolded And Led To The Woods – The Hardest Thing About Being God Is That No One Believes Me

| 26. Dezember 2025 | 0 Comments
Blindfolded And Led To The Woods

(c) Hudson Visuals

Eine Obsession kann nett sein, vielleicht auch schrullig. Bewegt sich diese jedoch in den krankhaften Bereich, wird es sehr schnell sehr gefährlich. Das verarbeiten die Neuseeländer Blindfolded And Led To The Woods auf ihrem mittlerweile fünften Studioalbum, zugleich ihr erstes Konzeptwerk. Es geht um die Psyche eines Menschen, die aufgrund unerwiderter Liebe langsam, aber sicher kollabiert, bis zum brutalen Ende. Dazu passt auch der beklemmende Wahn-Titel: „The Hardest Thing About Being God Is That No One Believes Me“.

„Arrows Of Golden Light“ ist das, was man wohl eine klassische Einstiegshürde nennt, denn der Opener nimmt stolze achteinhalb Minuten in Beschlag. Das reicht dem Prog-Tech-Sound des Quintetts, um sich in aller emotionalen Seelenruhe zu entfalten und schließlich pures Chaos zu verbreiten. Aus dem gefühlten Nichts nimmt der vertrackte Song Fahrt auf, von schmerzenden Schreien, brachialen Breakdowns und sogar einem ausgedehnten gespenstischen Finale begleitet. Konstantes Unwohlsein wird hier ganz geschwind zur aufwühlenden Kunstform erklärt, bevor „Cafuné“ im direkten Anschluss und in aller Kürze den Dampfhammer wild schwingt und zugleich mit kurzen Blackened-Death-Passagen auftrumpfen kann.

Es sind die wiederholten kleinen Häutungen und die giftigen Details, die diesem Album das gewisse Etwas verleihen. Wie in „Black Orchids“, dessen anfängliche Rastlosigkeit nur sehr, sehr langsam in chaotische, unkontrolliert scheinende Bereiche gedrängt wird. Abgefuckte, abgewrackte Midtempo-Passagen bohren sich in das Unterbewusstsein, wo bereits „Compulsion“ lauert. Dieser Ausdruck eines inneren Zwangs macht im besten Sinne fertig, rollt mit immer neuen Druckwellen an und holt martialischen Deathgrind hinzu. Der erneut ellenlange Rausschmeißer ruft dann nochmals alles ab: „Coalescence“ zieht die imaginäre Schlinge zu, bis die isländischstämmige, mittlerweile in Christchurch ansässige Singer/Songwriterin Hera Hjartardóttir mit himmlischem Gesang den verstörenden Schlusspunkt setzt.

Zermürbend, unbequem, erschlagend – natürlich ist das fünfte Album von Blindfolded And Led To The Woods keine einfache Kost geworden; alles andere wäre wohl eine faustdicke Überraschung gewesen. Dass die Selbstzerfleischung der menschlischen Psyche aber derart durchdringend und mitreißend ausfällt, kann dann doch positiv überraschen. Hinsicht technischer Brillanz und Prog-Anspruch legen die Neuseeländer noch einen drauf, klingen deutlich aggressiver und präziser, finden gleichzeitig den richtigen Mittelweg für ihr mächtiges Songwriting, das stärker denn je klingt. „The Hardest Thing About Being God Is That No One Believes Me“ ist ein absolutes Meisterstück, in jeder verstörenden Sekunde.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 10.10.2025
Erhältlich über: Prosthetic Records / MNRK Records

Facebook: www.facebook.com/balttw

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Category: Magazin, Reviews

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