Aetherian – At Storm’s Edge

| 13. Juli 2023 | 0 Comments
Aetherian

(c) Giannis Manthos

„The Untamed Wilderness“ tauchte aus dem gefühlten Nichts auf, landete einen Melodic-Death-Volltreffer und verschwand danach scheinbar wieder. Das war Ende 2017, doch Aetherian haben es seither keinesfalls ruhig angehen lassen. Das Quintett aus Athen tourte fleißig, veröffentlichte einen Song während den Lockdowns und widmete sich, als sich endlich wieder alles öffnete, sofort neuem Material. „At Storm’s Edge“ ist zwar erst ihr zweites Album, kann aber locker mit den Großmeistern der düsteren bis traurigen Seite des Genres mithalten.

Nach einem kurzen Intro stampft „Army Of Gaia“ wütend auf und überrascht mit epischen Zügen. Anstatt jedoch auf den Amon Amarth-Zug aufzuspringen, baut sich ein ausdifferenzierter, komplexer Track auf, der sich gleich mehrfach häutet. Furiose Sprints, giftiges Blei, dicke Melodien und intensive Growls lassen Melancholie und Nachdenklichkeit durchscheinen, wie in einer griechischen Tragödie. Der hymnische Part rund um die Vier-Minuten-Marke reißt hingegen alles ein. Wie sich „Soulriver“ von seinen fragilen Anfängen löst und mit aller Intensität durchrattert, ringt ebenfalls Respekt ab. Mehrere kleine Zäsuren erweitern den feinsinnigen melodischen roten Faden gekonnt.

Stark ist auch „ΠΥΡ ΑΕΝΑΟΝ“, das sämtliche Aetherian-Qualitäten auf den Punkt bringt und im besten Sinne an frühe Omnium Gatherum erinnert. Heisere Growls, spektakuläres Melo-Death-Kleinholz und weitläufige Epik im Hauptteil wecken angenehme Erinnerungen an die Veteranen, zumal stets eine gewisse Schwere über dem Geschehen liegt. Der komplette Zusammenbruch des Seins wirkt nahe und wird entsprechend zelebriert. Im überlangen „Advent Dreams“ überholen sich die Griechen zeitweise selbst, deuten Blastbeats an und spielen mit schwarzmetallischen Konzepten. Es bleibt jedoch nur bei kleineren Querverweisen, denn nach einem sanftmütigen Mittelteil setzt es erneut feine Midtempo-Traurigkeit.

Es mag verdammt lange bis zu dieser Platte gedauert haben, doch lohnt(e) sich die Wartezeit allemal. Aetherian propagieren zentnerschwere Lasten und gestalten ihren Sound entsprechend. Hier setzt es nicht etwa Melodic Death Metal vom Reißbrett, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher Einflüsse von High-Speed-Attacken über drückende Epik bis hin zum feinsinnigen Midtempo-Blei. „At Storm’s Edge“ fängt die inhärente Melancholie des Genres geschickt ein und wächst über sich hinaus – ein mächtiger Zweitling, der die Griechen nach ganz oben katapultieren könnte.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.07.2023
Erhältlich über: Lifeforce Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/Aetherianband

Teile diesen Artikel

Tags: , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES