Feed Me To The Waves – Apart

| 30. Dezember 2022 | 0 Comments
Feed Me To The Waves

(c) Daniela Wirén

Gute Geschichten können und wollen immer erzählt werden. Feed Me To The Waves brauchen dafür keine großen Worte und erzeugen stattdessen rein instrumentale Post-Rock-Magie, die sich mit wachsender Begeisterung über Erwartungen hinwegsetzt. Ihr drittes Album trägt den Titel „Apart“ und beschreibt ein Empfinden der letzten Jahre, das auf vielfältige Weise zu Distanzierung führte – gewollt und ungewollt, persönlich und gesellschaftlich.

Wenn ein Neunminüter eröffnet und sich dabei federleicht anfühlt, dann sind wohl besondere Mächte am Werk. Was die Schweden, wie nur wenige Bands, beherrschen, ist der geduldige Aufbau, das präzise Hinarbeiten auf einen oder auf mehrere Höhepunkte. Genau das geschieht in „Never Able“, dessen federnde Soundtrack-Vibes durch die Hinzunahme weiterer Instrumente zumindest anfangs nur beflügelt werden. Eine gewisse Heavyness hält Einzug, sägende Töne dringen langsam an die Oberfläche, bevor eine Zäsur den kompletten Neuanfang inszeniert. Plötzlich steht wieder alles auf Anfang, ruhig blubbert der Track dem Ende entgegen – eine spannende Umkehr etatmäßiger Post-Rock-Erwartungen, die zu unterhalten weiß.

Das Spiel mit den Erwartungen ist eine weitere Spezialität des Quintetts. Natürlich braucht es ein Crescendo, das gehört in diesem Genre dazu, doch kann der Weg dorthin mitunter eigentümlich werden. „Wither So Brightly“ verwelkt tatsächlich in grenzenlosem Schönklang, sägt sich langsam dem Himmel entgegen. Gedämpfte Euphorie, dieser Widerspruch in sich schwingt stetig mit. „Triumph Of Existing“ scheint ebenfalls ein wenig Hochgefühl mitzubringen, brandet gleich mehrfach gar wunderbar auf, nur um zum Ende hin von Distortion zerlegt zu werden. Ist dieser Triumph vielleicht doch nur eine bittersüße Angelegenheit?

Narrative Meister spielen abermals ihre ganze Qualität aus. Ja, eine gewisse Ambivalenz schwingt bei „Apart“ nahezu stetig mit, was zunächst zumindest leicht befremdlich anmutet. Hinter dieser steten Abgründigkeit, die Schönklang mit Schwermut torpediert, verbirgt sich jedoch Methode. Spannungsaufbau und Aha-Effekt gehen nahezu eine Stunde lang Hand in Hand und verbinden klassische Post-Rock-Muster mit präziser wie aufwühlender Entfremdung. Feed Me To The Waves gehen auf Distanz zum eigenen Selbst, was überraschend gut funktioniert – ein weiterer Leckerbissen der fünf Schweden.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 18.11.2022
Erhältlich über: dunk!records

Facebook: www.facebook.com/feedmetothewaves

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Category: Magazin, Reviews

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