Indigo Raven – Looking For Transcendence

| 18. Oktober 2021 | 0 Comments
Indigo Raven

(c) Ollier Alexandre

Indigo Raven verwandeln Musik in ein Happening. Das mag sich vielleicht etwas protzig lesen, trifft letztlich aber den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf. Julie Docteur und Benoît Sangoï sind zwar tief in doomigen Gefilden verhaftet, doch bemüht das Duo aus Toulouse einen ätherisch-atmosphärischen Sound rund um Docteurs beschwörende Stimme. Sludge, Post Rock und sogar folkartige Elemente mischen mit, wenn „Looking For Transcendence“ seine süßlich-bedrohlichen Arme ausbreitet.

Der Großteil des Materials wandelt auf dem schmalen Grat zwischen zermürbender Heavyness und mysteriöser Schönheit. „The White Knight Syndrome“ führt diese Welten exzellent zusammen. Docteurs Gesang bohrt sich ins Seelenleben, kehrt das Innerste nach außen und entführt in fremde Welten. Musikalisch passiert wenig, der Doom-Sound mit Sludge-Anteilen dröhnt gewaltig, wird von meditativeren Passagen mit Post-Rock- und Folk-Einschlag durchbrochen. Kleine Variationen bekommen der Präsentation gut, rundherum wird es beinahe unerträglich brutal und intensiv.

Ähnlich gestaltet sich der Rest des Einstands. „Palin Genesis“ reduziert das Tempo sogar noch ein Stück, bäumt sich vorsichtig auf und schüttelt tatsächlich ein richtig schön monumentales, dickes Riff aus dem Ärmel. So eigenwillig gerade die rhythmische Struktur auch sein mag – wiederholte Drumrolls verlaufen sich im Nirgendwo – so bewegt fällt das wuchtige Auftreten rundherum aus. „Where Lies Our Heart“ verzichtet hingegen komplett auf metallische Instrumentierung. Die puristische Gesangsperformance mit dezenter Ambient-Begleitung lässt sich mit Fug und Recht ‚aufwühlend‘ nennen. Das grandiose „Into Dust“, im Original von Mazzy Star, ist mehr als nur ein Bonus-Track, kann locker mit dem regulären Material mithalten.

Oberflächlich ein wenig statisch, verlangt „Looking For Transcendence“ einiges an Geduld. Und die macht sich bezahlt, denn wie die Songs von Indigo Raven wachsen und gedeihen, ringt Respekt ab. Dabei möchte man gar nicht so sehr von einer übermäßig originellen, innovativen Platte sprechen. Bloß finden clevere Ideen und wahre Hingabe auf mächtige Weise zusammen. Eine fantastische Stimme, greifbares Herzblut und ein Händchen für dichte, atmosphärische Darbietungen machen aus einem anständigen Album einen waschechten Leckerbissen, an dem es kein Vorbeikommen geben darf.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.10.2021
Erhältlich über: Argonauta Records

Facebook: www.facebook.com/indigoravenband

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Category: Magazin, Reviews

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