Defocus – In The Eye Of Death We Are All The Same

| 28. Juni 2021 | 0 Comments
Defocus

(c) Leandra Bonnet

Defocus machten erst einmal einige Zeit gemeinsam Musik, bevor sie Anfang 2019 vorstellig wurden. Das Quartett aus Aalen spielte sich ein, um im Anschluss die Bühnen zu erobern. Während der Pandemie arbeitete man bis spät in die Nacht in Online-Sitzungen an neuen Songs, nahm alles zuhause auf und ließ das Material von Christoph Wieczorek (Sawdust Recordings) noch mixen und mastern. Von derlei Distanz und Umwegen hört man allerdings nichts, wenn das Debüt „In The Eye Of Death We Are All The Same“ zu rotieren beginnt.

Die schiere Wucht von „Thought Of A Vision“ überwältigt alle Sinne mit einem gewaltigen Nackenschlag. Das deutsche Quartett stürzt sich kopfüber in diesen wütenden, furiosen Track, der lange auf eine etatmäßige Auflösung warten lässt. Ja, der klassische Klargesang taucht auf, spät aber doch. Defocus arbeiten auf diesen kleinen Höhepunkt hin, dessen harmonische Explosivität dadurch doppelt gut kommt. Auch das folgende „In Our Heads“ nimmt nach seinem melancholischen Intro schnell Fahrt auf und lässt die Muskeln spielen. Deutlich im härteren Sektor des Genres unterwegs mit gewissem (Post-)Hardcore-Einschlag und fragilen Zwischenspielen ausgestattet, ergibt sich das nächste Brett.

Tatsächlich halten Defocus die Spannung hoch und sorgen für die nötige Abwechslung. In „Diverge“ tritt beispielsweise Tom Brümmer von The Oklahoma Kid auf und bringt eine zusätzliche Portion Gift ein. Die Rhythmusabteilung übt sich in der Zwischenzeit an wütenden Sprints, angedeuteten Grooves und Mini-Drops. Einzig der Rausschmeißer fällt etwas gewöhnungsbedürftig aus: „Shelter“ nimmt knapp sechs Minuten mit, arbeitet mit (semi-)balladesken Strukturen, ordentlich Melancholie und gelegentlichen Abfahrten aus der Core-Hölle. Der ganz große Wurf mag dieser Exkurs nicht sein, wohl aber ein spannender Ausblick darauf, mit welcher Musikalität Defocus in Zukunft auftrumpfen könnten.

„In The Eye Of Death We Are All The Same“ ist vor allem eine gewaltige Talentprobe ohne Netz und doppelten Boden. Die Aalener glänzen durch ihr hohes Energielevel und kurzweiliges Songwriting, das eben nicht mit klassischen Metalcore-Klischees arbeitet, ohne diese komplett zu vermeiden. Beißende Härte, bratende Gitarrenwände und unterhaltsame Auflösungen geben sich eine herrlich schroffe Klinke in die Hand, dazu kommen kleinere Experimente, die Hinweise auf die Musikalität des Quartetts geben. Defocus starten richtig durch und deuten Großes an. Dann hoffentlich wieder gemeinsam auf der Bühne sowie im Studio.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 02.07.2021
Erhältlich über: Arising Empire (Edel)

Website: defocusband.com
Facebook: www.facebook.com/defocus

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Category: Magazin, Reviews

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