You Guitarprayer – I Am The Light / The Light I Am

| 21. November 2025 | 0 Comments
You Guitarprayer

(c) Kostas Liliopoulos

Geduld macht sich manchmal doch bezahlt, gerade wenn es um richtig gute Musik geht. You Guitarprayer aus Köln machten fast auf den Tag genau vor sechs Jahren mit „Art Won’t Tear Us Apart“ erstmals auf sich aufmerksam. Seither gab es die eine oder andere Single, insgesamt war aber eher etwas Ruhe aus dem Studio angesagt. Bis jetzt, denn nun meldet sich das Noise-Psych-Trio lautstark zurück. Worst Bassist Records ist ihre neue Heimat, „I Am The Light / The Light I Am“ das famose, ab der ersten Sekunde mitreißende zweite Album.

Im Titelsong geht es beispielsweise mit sofortiger Wirkung rund, angenehm schroff und heavy. Die forsche Rhythmusabteilung drängt zumindest die Anfangsphase in metallische Gefilde, während die grantige Gitarre alles zerschießt und sich später für erstaunlich hymnische Intensität öffnet. Soheyl Nassarys Gesang wirkt tatsächlich noch größer und massiver, wenn er im schwerfälligen Mittelteil alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dass sich „I Am The Light / The Light I Am“ in weiterer Folge wieder und wieder häutet, passt ins Bild. Das ellenlange, verpeilte „Graviton“ widmet sich hingegen vornehmlich der psychedelischen Seite der Band. Selbst die vermeintliche Ruhe wirkt rastlos, gespannt wie ein Bogen, im minutenlangen Abgang langsam abklingend.

Aha-Momente hat diese Platte in Hülle und Fülle. Da wäre beispielsweise das drückende, verwegene „Stereostar“, dessen Lässigkeit von erstaunlich forschen Gitarrenwänden zerschossen wird und kurz sogar etwas an Musa Dagh erinnert. Oder der etwas ältere Opener „Transsurfer“, dessen gemächlicher, vorsichtiger Aufbau endlose bis spacige Weiten aufsucht und letztlich unerwartet abebbt. Am anderen End des Zweitlings lauert mit „Radio Guidance“ eine weitere bekömmliche Monstrosität, die quasi den etatmäßigen Post-Rock-Aufbau gen Katharsis zum Leitmotiv des gesamten Songs macht. Der etatmäßige Gefühlsausbruch kommt zwar nicht, doch bleibt diese unnachahmliche, forsche und zugleich luftige Getriebenheit auf schwer in Worte zu fassende Weise hängen.

Das muss man erst einmal sacken lassen, keine Frage. You Guitarprayer haben die letzten Jahre hörbar genutzt, um sich in jeglicher Hinsicht auszutoben, ihr Songwriting weiter reifen zu lassen, mit einer Fülle an pointierten bis herausfordernden Überraschungen ums Eck zu kommen. „I Am The Light / The Light I Am“ bleibt dem Noise- und Psych-Feld treu, was nicht verwundert, reizt dieses dafür geradezu exzessiv aus. Erstaunlich brachiale Härte trifft auf suchenden Space Rock, ausbleibende Katharsis, garniert mit verträumten Riffwänden, dazu eine Fülle faszinierender Zwischentöne und cleverer Kunstgriffe – You Guitarprayer liefern auf allen Ebenen ab.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 21.11.2025
Erhältlich über: Worst Bassist Records (Timezone)

Website: youguitarprayer.com
Facebook: www.facebook.com/youguitarprayer

Slider-Pic (c) Kostas Liliopoulos

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Category: Magazin, Reviews

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