Black Magnet – Hallucination Scene

| 1. September 2020 | 0 Comments
Black Magnet

(c) Black Magnet

James Hammontree muss die Urgewalt der Industrial-Pioniere mit der Muttermilch aufgesogen haben. Anderes lässt sich das nahezu perfekte Gefühl für den Sound der 90er kaum erklären. Als Black Magnet veröffentlichte der US-Amerikaner vor zwei Jahren eine erste EP, ist nun bei 20 Buck Spin gelandet. Für sein erstes Album – ein bei knapp 26 Minuten Spielzeit recht wackeliger Begriff – spielte Hammontree alle Instrumente selbst ein, übernahm das komplette Sampling und Programming. „Hallucination Scene“ ist ein One-Man-Showcase zwischen Industrial Metal, Post Punk und Noise.

Es gibt keine Zeit zu verlieren, denn nach ein paar ruhigen Sekunden breitet der Opener „Divination Equipment“ bereits seine fatalistischen, martialischen Schwingen aus. Hammontree schreit und chantet mehr, als er singt, die Mischung aus sägenden Gitarren, wuchtigen Drums und Synthie-Breitseite schlägt ein. In gut zwei Minuten türmen sich Störsignale aufeinander, die im Midtempo-Sektor reinhauen. „Punishment Map“ ist sogar noch eine halbe Minute kürzer, dafür ungleich lauter und härter. Eine Attacke nach der anderen transportiert Grindcore-Muster in Noise- und Industrial-Gefilde, sodass Hören und Sehen vergehen.

Neben dieser kurzen, direkten Pointiertheit können Black Magnet aber auch anders. Das ellenlange, bedrohliche „Hegemon“ beschwört die düstere Seite des Genres herauf und macht die Verbindung zu Killing Joke und Konsorten deutlich. Bedrohliche Melodien weben einen unheilvollen Teppich, den „Anubis“ in unbequemer Godflesh-Manier aufgreift. Die Schlagzahl wird erhöht, die gelegentlichen Frontalangriffe gestalten sich zur Tour de Force. Zwischendurch sorgen fiese, wütende und zugleich abgehangene Attacken Marke „Trustfucker“ für Nervosität.

„Hallucination Scene“ ist kein Album für Schöngeister und Feinmechaniker, zu kaputt und abgedreht geben sich diese acht Tracks. Am besten sind Black Magnet im Anschlag, wenn furiose Husarenritte aufs Gaspedal drücken und mit noisigen Untertönen arbeiten. Die zweite Albumhälfte gestaltet sich ab und an eine Spur zu nett, bietet angesichts kurzer Spielzeit vielleicht ein paar instrumentale Suchtrupps zu viel auf. Und doch ist diese kurzweilige Platte zwischen Industrial-Wurzeln und verstörender eigener Stimme ein absoluter Gewinn, der mit wachsender Begeisterung das Nervenkostüm zerfetzt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.09.2020
Erhältlich über: 20 Buck Spin (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/blckmgnt

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Category: Magazin, Reviews

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